© Holm Löffler

100 Jahre Naturschutz auf Sylt

gestern - heute - morgen

Wann und unter welchen Umständen ist Natur eigentlich „natürlich“ und welche Rolle spielt der Menschen darin als Nutzer, als Zerstörer und als Beschützer? Die Antwort darauf ist durchaus nicht eindeutig, unterliegt einem steten gesellschaftlichen und politischen Wandel, neuen Erkenntnissen und sogar dem Zeitgeist. Was das für Sylt in den letzten 100 Jahren bedeutet hat und in Zukunft bedeuten wird, erfahren Sie hier...

Die Anfänge

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Die Fragilität des Morsum Kliff führte schon früh dazu, dieses „geologische Wunder“ unter Naturschutz zu stellen.

Es war ein schnödes, polizeiliches Dekret, das am 3. April 1923 in Kraft trat und das Listland im Norden der Insel und das Morsum Kliff als erste Gebiete Schleswig-Holsteins unter Naturschutz stellte. Was war passiert in der Mensch-Umwelt-Beziehung auf der Insel, dass man offenbar vehement um die bizarre Insellandschaft bangen musste? Jahrhunderte lang hatten die Menschen die schroffe und oft unwirtliche Sylter Natur zum eigenen Überleben genutzt. Sie hatten Möweneier und Beeren gesammelt, Deiche angelegt, Dünen bepflanzt und die Halme in diverse Alltagsgegenstände verwandelt. Sie hatten Fische und Enten gefangen, Heide als Brennmaterial genutzt, Pflanzen als Heilkräuter, die Erde landwirtschaftlich bestellt und waren zur See gefahren.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beschreibt ein Schüler, der Keitumer Peter Hansen, seine Heimat, die damals seinen Schätzungen zufolge von ungefähr 2.400 Bewohner*innen besiedelt war. Im Detail erklärt der Heranwachsende die Nutzungszusammenhänge auf der Insel. Sein Manuskript ist eine aufschlussreiche Quelle, die erst vor wenigen Jahren aufgefunden wurde. Was dieser Bericht deutlich macht: Schon vor der Ankunft der ersten Besucher*innen war Sylt eine Kulturlandschaft und keine Wildnis.

Johann Friedrich Naumann gehörte Anfang des 19. Jahrhunderts zu den Künstlern, die sich für die Sylter Natur begeisterten.

Der massive Wandel in diesem eingespielten Gefüge aus Flora, Fauna, Klima und Mensch begann vor 200 Jahren - mit dem Eintreffen von jungen Forscher*innen, die die Sylter Natur, insbesondere die Vogelwelt, unter die Lupe nahmen, Eier sammelten und Tiere erschossen, die ihnen vor die Büchse flogen. Sie sorgten dafür, dass sich die bislang arten- und zahlreiche Population der Seevögel auf Sylt nicht mehr sicher fühlte und dass die Bestände signifikant schrumpften. Unter den sehr frühen Gästen waren auch nach Schönheit und Ursprünglichem suchende Künstler*innen, die sich gerne jenseits der schon angelegten Pfade bewegten, durch die Dünen stapften und Tiere in ihren Gewohnheiten störten.

Hochbetrieb am Westerländer Strand: Ganz offenbar ein Phänomen, das nicht neu ist. Hier ein Foto aus den 30er Jahren.

Dann entdeckten Mediziner*innen in der Mitte des 19. Jahrhunderts das offene Meer und das raue Klima für die Gesundung erschöpfter Körper und Seelen. Langsam aber sicher wuchs der Kreis der Sommerfrischler, die auf Empfehlung ihrer Ärzte über das dänische Hoyer nach Munkmarsch anreisten. Mit ihnen entstand die Infrastruktur für „Fremdenverkehr“: Pensionen und Hotels wurden gebaut, Badekonzessionen für den Strand vergeben, Schienen über die Insel verlegt. Im Schlepptau der Sommerfrischler kamen Geschäftsleute mit dem „richtigen“ Riecher für gute Erträge, die viel später im dritten touristischen Boom nach dem Zweiten Weltkrieg von den politischen Aktivisten als „Syltbeglücker“ bezeichnet wurden. Zeitgleich mit den ersten Badegästen wuchs die Überzeugung, die Sylter Küste vor den Kräften des Meeres schützen zu müssen. Die ersten Buhnen, die sich in ihrem Effekt im Nachhinein als kontraproduktiv erwiesen, wurden gebaut.

Baracken, Munitionslager, Stellungen: Mit dem Ersten Weltkrieg wurde Sylt bereits zu einem militärischen Stützpunkt.
© Archiv Deppe

Zu all den Kräften, die das ursprüngliche Inselgefüge veränderten, kam das Militär: Der erste große Schub an militärischer Infrastruktur mit Übungsplätzen, Lagern und Stellungen wurde mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Norden und Süden der Insel installiert. Während die Badegäste in den Kriegsjahren von 1914 bis 1918 keinen Zutritt mehr auf die Insel bekamen, wurden 5.000 Soldaten auf Sylt stationiert. Der militärische Einfluss hatte die bislang größte Auswirkung auf die Inselnatur und deren Bewohner*innen.

Schon vor dem Krieg wiesen Inselliebhaber wie Ferdinand Avenarius auf die Zerbrechlichkeit der 99 Quadratkilometer Sylt hin. Als sich der Bau eines Bahndammes Anfang der 20er Jahre ankündigte, gelang einer Gruppe von Naturschützern, unter ihnen Knud Ahlborn, durch zähes Ringen der große Coup: Die Inselnatur wurde im Norden und rund um das geologisch einzigartige Morsum Kliff zum Naturschutzgebiet erklärt.

Beton und noch mehr Beton: Dieser Bunker ist ein Beispiel für unzählige militärische Bauten, die das NS-Regime mitten in die Sylter Natur „pflanzte“.
© Archiv Deppe
Das NS-Regime sorgte in den 30er Jahre  des 20. Jahrhunderts für den bislang massivsten Eingriff in die Inselnatur und -landschaft.
© Archiv Deppe

Eine weitere militärische Nutzung der Naturschutzgebiete war übrigens von den Schutzbestimmungen im April 1923 ausgeschlossen, weshalb ganz Sylt im Zuge der NS-Aufrüstung der 30er Jahre in einen militärischen Stützpunkt der Sonderklasse verwandelt wurde. Ein bis dahin unerreichter Eingriff in die Inselnatur mit Kasernen, Hangars, Flugplätzen, Betonstraßen, Depots, Schießplätzen etc. Dabei war es dem Naturschutz noch zu Beginn der 30er Jahren gelungen, die Vogelkoje und Teile des Wattenmeers unter Schutz zu stellen und die Bebauung der Kampener Nordheide zu verhindern.

Durch den Krieg war die Insel zerrüttet, übersäht mit Bunkern, das Meer voller Minen. Die auf Sylt stationierten Soldaten verließen die Insel als Gefangene der englischen Alliierten. Parallel zu den Aufräumarbeiten nach dem Krieg und der Ankunft von 14.000 Flüchtlingen, setzte bereits Ende der 40er Jahre die dritte touristische Ära der Insel ein, die eigentlich bis heute anhält und wieder für massive Eingriffe in die Natur und weitere Unterschutzstellungen sorgte. Die Balance zwischen Urlaubsinsel und Natur- und Lebensraum, profitorientierten Begehrlichkeiten und gesunden Strukturen zu halten, beschäftigt die Inselpolitik, den Natur-, Küsten- und Klimaschutz wie kein anderes Thema.

Die Protagonisten

An diesen Sylter Naturschützer*innen kommt niemand vorbei

Fotos: Archiv Deppe

Ferdinand Avenarius

  • 1856 - 1923

  • Der Verleger und Publizist Ferdinand Avenarius war wesentlich daran beteiligt, dass die Dünen- und Heidelandschaft zwischen Kampen und List 1923 unter Naturschutz gestellt wurde.

Seine Verbindung zu Sylt

Ferdinand Avenarius, 1856 in Berlin geborener Gelehrter, Publizist und Naturschützer, verbrachte seit 1903 seine Sommer am liebsten in Kampen. Am damals nördlichsten Dorfrand, dem Wattweg, baute er ein wahrlich skurriles Haus - in einer Mischung aus Schwarzwaldidyll und Friesenstil. Von seinem Arbeitszimmer aus konnte er bis in die Vogelkoje gucken. Das Haus besaß ein „Solarium“, in dem der Hausherr und seine oft prominenten Gäste (wie z.B. Max Frisch oder Stefan Zweig) sich bei Bedarf auch hüllenlos Sonnenbaden konnten. Dass die Dünen- und Heidelandschaft zwischen Kampen und List 1923 unter Naturschutz gestellt wurde, verdankt die Insel nicht zuletzt seinem Bemühen.

Seine Widersprüche

An seinem Wirken wird deutlich, wie ambivalent die Postion von Liebhaber*innen der Sylter Natur war und auch heute noch ist:  Mit seinen schwärmerischen Texten in dem von ihm publizierten und von der ganzen deutschen Bohème gelesenen Magazin „Kunstwart“ trug er selbst dazu bei, dass sich die Besucherströme aus den Metropolen zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer vehementer über die Insel ergossen. Deren Einfluss auf die Inselentwicklung prangerte er gleichzeitig an. Ein weiterer Widerspruch: Obwohl er die friesische Baukultur als „beschützenswert" erachtete, baute er selbst ein stilistisch unauthentisches und sehr hohes Ferienquartier, das ihm einen möglichst weiten Blick in die Heide ermöglichen sollte.

Sein Erbe

Avenarius vermachte der Gemeinde Kampen seinen „Uhlenkamp“ und das Gelände des heutigen „Avenarius Parks“. Nach gescheiterten Versuchen, das Gebäude in ein Museum oder eine Künstlerbegegnungsstätte zu verwandeln, wurde das Haus an einen Privatmann verkauft, der es abriss. Ferdinand Avenarius ist Ehrenbürger Kampens und starb 1923 - kurz bevor sein Bemühen um die Unterschutzstellung der sensiblen Natur Wirklichkeit wurde.

Knud Ahlborn

  • 1888 - 1977

  • Knud Ahlborn gründete das Klappholttal und 1923 (offiziell eingetragen 1924) den Verein "Naturschutz Sylt", dem er bis 1975 vorstand.

Seine Entdeckung

Knud Ahlborn war eng mit Ferdinand Avenarius befreundet. Beide waren engagierte Pioniere der „Freideutschen Jugendbewegung“ und bündelten zudem ihr Engagement für den Sylter Naturschutz. Mit dem Vorsatz, sich einen Überblick über die Kampener Grundstücke der Ahlborn-Familie zu verschaffen, reiste der gebürtige Hamburger Arzt 1919 auf die Insel, entdeckte zwischen Kampen und List sechs Baracken der kaiserlichen Marine und entwickelte dafür sofort eine Vision. Hier, mitten in der Dünenlandschaft, wollte er einen Ort für seine reformerische Jugendbewegung entstehen lassen. 

Seine Tätigkeit auf Sylt

Mit Hilfe seines Vater erwarb Ahlborn die Klappholttal-Baracken von den Listlandeigentümern, verwandelte sie in ein Jugendlager und baute das weiter aus. Auch bei Ahlborn findet sich die oben angesprochene Ambivalenz: Er wollte die Natur bewahren und sorgte gleichzeitig für die erweiterte Nutzung eines besonders sensiblen Naturstandorts durch neue Gebäude. 
Ahlborn machte sich in Kampen als Badearzt selbstständig und engagierte sich dafür, die von Avenarius vor dem Weltkrieg begonnene Debatte um die Einrichtung von Naturschutzgebieten voran zu bringen. Als „Herr Doktor“ in Kampen pflegte er enge Kontakte zu Sylter*innen, die ihn in seinem Anliegen unterstützten.

Sein Engagement

Schon im Jahr 1923, zeitgleich mit der staatlichen Unterschutzstellung von Nord Sylt und dem Morsum Kliff, beschlossen Knud Ahlborn, Ferdinand Avenarius und der ebenfalls für Jugend und Natur aktive Ferdinand Göbel den Verein „Naturschutz Sylt“ zu gründen. Ein wichtiges Anliegen des dann ab 1924 offiziell eingetragenen Vereins: die Schönheit der Natur zu erhalten und die Kampener Vogelkoje unter Schutz zu stellen. Der ökologische Aspekt war zunächst noch zweitrangig. Bis zwei Jahre vor seinem Tod war Knud Ahlborn Vorsitzender des Vereins.

Clara Enss

  • 1922 - 2001

  • Die Schauspielerin und Braderuper Pensionswirtin engagierte sich mit anderen Sylter*innen in der Bürgerinitiative gegen den Bau des „Atlantis“-Kolosses an der Westerländer Promenade.

Ihre Sorge um Sylt

Die Schauspielerin hatte 1956 in Braderup ein Grundstück erworben, auf dem sie zwei Gebäude errichtete. Ihre Pension war ein Ort der Sommerfrische für viele illustre Persönlichkeiten der Kulturszene. Clara Enss, politisch interessiert, aber zunächst noch nicht aktiv, machte sich in den 60er Jahren zunehmend Sorgen um die Konsequenzen des Sylter Tourismus des Wirtschaftswunders. 

Ihr Kampf gegen „Atlantis“

Als die absurd überdimensionierten Pläne für das „Atlantis“-Bauprojekt an der Westerländer Promenade auf den Tisch kamen, begann die Zeit ihres politischen Aktivismus: Sie stieg ein bei der Bürgerinitiative zur Verhinderung dieses Bau-Kolosses und führte politisches und Umweltengagement zusammen. Schon in den 70er Jahren gab es ein Strukturgutachten der Landesregierung zum gigantischen Bauvorhaben „Altlantis“ an der Promenade. Damals legte man die Belastungsgrenze der Inselnatur und -Infrastruktur auf etwa 100.000 Menschen täglich in der Hochsaison fest. Heute beziffern vorsichtige Schätzungen das Menschenaufkommen in der Hochsaison auf rund 150.000 Menschen täglich, um nur einen Faktor zu nennen, der neben Strukturwandel in den Orten und Wohnraummangel erhebliche Auswirkungen auf das Inselgefüge hat.

Ihr Aktivismus

Sie übernahm 1975 den Vorsitz des Vereins „Naturschutz Sylt“ von Knud Ahlborn. Die Bürgerinitiative gegen das „Atlantis“-Bauprojekt und der Verein fusionierten 1977 zur Naturschutzgemeinschaft Sylt. Clara Enns war und ist in ihrer unbeugsamen Art ein großes Vorbild - weit über die Inselgrenzen hinaus. Sie kämpfte gegen Atomkraftwerke im Wattenmeer, überflüssige Großeindeichungen, für den Nordseeschutz und war Gründungsmitglied des BUND Schleswig-Holstein. Sie führte den Verein, der bis heute die Naturschutzgebiete Morsum Kliff und Braderuper Heide betreut und einen wichtigen Part der Umweltbildung auf der Insel mit Leben füllt, bis 1994.

Dr. Roland Klockenhoff

  • 1957

  • Dr. Roland Klockenhoff übernahm 1994 den Vorsitz der Naturschutzgemeinschaft Sylt von Clara Enss und machte den Verein zu einer modernen Institution für Umweltbildung und Naturschutz. 

Seine Arbeit

Dr. Roland Klockenhoff ist seit Vereinsgründung der dritte Vorsitzende des ersten Naturschutzvereins der Insel. Seinen Zivildienst leistete Roland Klockenhoff bei der Schutzstation Wattenmeer in Hörnum. Medizin studierte er in Kiel und absolvierte seit 1985 einen Teil der ärztlichen Ausbildung in der Nordseeklinik. Als Dr. Herbert Sieg fünf Jahre später in Keitum seine Praxis aufgab, übernahm er und machte sich selbstständig. Ende 2020 gab er seine Keitumer Praxis auf und befindet sich seitdem im Unruhestand. Seit 1994 ist Roland Klockenhoff einer der zentralen ehrenamtlichen Akteure des Sylter Naturschutzes. 

Sein Ansatz

Sowohl als Arzt wie auch als Naturschützer und Kommunalpolitiker zeichnet ihn ein stets ganzheitlicher und phantasievoller Ansatz aus. Ein Mann, der bei aller Beharrlichkeit immer bereit ist, neue Wege außerhalb eingetretener Pfade zu suchen und zu gehen. Seit langem plädiert er dafür, dass vor allem Sylter Kinder über das sinnliche Erleben von Natur ein Empfinden für die Sensibilität ihres Lebensraums bekommen sollten. „Denn nur das, was man mit allen Sinnen erlebt, weiß man zu schützen“, gehört zu den Überzeugungen von Roland Klockenhoff. Die Naturschutzgemeinschaft Sylt bietet bereits seit 20 Jahren Kinder- und Jugendgruppen an, die wöchentlich gemeinsam Natur erleben, erfahren und aktiv im Naturschutz sind. 

Sein Interview

Das „Hamburger Abendblatt"-Interview mit Dr. Roland Klockenhoff zum 100. Vereinsjubiläum findet sich hier: 

zum Interview

Die Naturschutzgebiete

Rund die Hälfte der Insel steht unter Natur- und Landschaftsschutz. Sylt liegt inmitten der größten Nationalparkfläche der Bundesrepublik und ist Teil des globalen Schutzsystems Weltnaturerbe. (Quelle: Naturschutzgemeinschaft Sylt)

Einfach mithilfe der Pfeile durch die unterschiedlichen Naturschutzgebiete stöbern!

  • Nord Sylt
     
    Wanderdüne in List © Lynn Scotti

    „Nord Sylt" erstreckt sich vom Ellenbogen über das Listland bis Kliffende bei Kampen. Es umfasst großflächige Dünengebiete sowie die höchsten natürlichen Sandberge und die einzigen Wanderdünen Deutschlands.

     

    Gründung: 1923

    Größe: 1.722 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Vogelkoje Kampen
     
    Naturpfad Vogelkoje Kampen © Sölring Foriining

    „Vogelkoje Kampen“ liegt etwa drei Kilometer nördlich von Kampen und beherbergt rund 130 Pflanzen- sowie rund 40 Brutvogelarten.

     

     

     

    Gründung: 1935

    Größe: 9 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Nielönn
     
    Naturschutzgebiet Nielönn in Kampen © Lynn Scotti

    „Nielönn“ nördlich von Kampen entstand durch die natürliche Bildung neuen Vorlandes. In dem Brackwasser- und Zwischenmoor-Biotop brüten und rasten seltene Vogelarten.

     

     

    Gründung: 1979

    Größe: 64 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Rotes Kliff
     
    Rotes Kliff Kampen © Jutta Vielberg

    „Dünenlandschaft auf dem Roten Kliff/Sylt“ erstreckt sich zwischen Wenningstedt und Kampen. Das Gebiet weist große Heideflächen mit Glocken- und Besenheide sowie Krähenbeere auf.

     

    Gründung: 1979

    Größe: 177 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Braderuper Heide
     
    Holzsteg in der Braderuper Heide © Sabine Braun

    „Braderuper Heide“ zwischen Braderup und Kampen umfasst ausgedehnte Heideflächen mit einer Art der subatlantischen Küstenheide sowie das steil zum Watt abfallende Weiße Kliff mit seinen Schluchten, die in grünes Vorland übergehen.

     

    Gründung: 1979

    Größe: 137 Hektar

    Zuständig: Naturschutzgemeinschaft Sylt

  • Morsum Kliff
     
    Naturschutzgebiet Morsum Kliff auf Sylt © Sabine Braun

    „Morsum Kliff“ umfasst die Steilküste im Norden von Morsum, an der rund zehn Millionen Jahre Erdgeschichte studiert werden können.

     

    Gründung: 1923

    Größe: 44 Hektar

    Zuständig: Naturschutzgemeinschaft Sylt

  • Baakdeel
     
    Weg durch die Dünen in Rantum Baakdeel © Lynn Scotti

    „Baakdeel“ umfasst das Dünengebiet zwischen Westerland und Rantum.

     

    Gründung: 1979

    Größe: 242 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Rantum-Becken
     
    Rantumbecken © Jutta Vielberg

    „Rantum-Becken“ bietet als ehemaliger Seeflughafen über 60 nachgewiesenen Brutvogelarten und einer zunehmenden Zahl weiterer Vögel Platz für Brut und Rast. Aufgrund dieser Bedeutung hat es auch den Status eines Europareservats.

     

    Gründung: 1962

    Größe: 597 Hektar

    Zuständig: Verein Jordsand

  • Rantumer Dünen
     
    Dünenlandschaft Rantum © Jutta Vielberg

    In „Rantumer Dünen" zwischen Rantum und Hörnum sind in einigen feuchten Dünentälern die beiden Sylter Sonnentauarten zu finden.

     

    Gründung: 1973

    Größe: 397 Hektar

    Zuständig: Sölring Foriining

  • Hörnum Odde
     
    Hörnum Odde © Lynn Scotti

    „Hörnum Odde“ umfasst das besonders gefährdete Dünengebiet südlich von Hörnum und ist vorallem wegen seiner wilden Dynamik eindrucksvoll.

     

     

    Gründung: 1972

    Größe: 157 Hektar

    Zuständig: Schutzstation Wattenmeer

Die Ausstellung

Kulisse mit Schutzstatus

Zum 100-jährigen Jubiläum des Naturschutzes auf Sylt hat die Sölring Foriining eine Reihe von Veranstaltungen kuratiert. Darunter: eine Ausstellung mit Kunst und Malerei aus dem 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Der Rote Faden aller Werke: Sylt, seine Flora und Fauna - so, wie sie von Kreativen aller Richtungen wahrgenommen, dargestellt und dabei gerne auch idealisiert wurden. Künstler*innen aus den Metropolen gehörten zu den neuen „Natur-Nutzer*innen“, die neben Forscher*innen, Sommerfrischlern, Geschäftsleuten und dem Militär die Insel für ihre Zwecke entdeckten und damit vehement in ihre Ursprünglichkeit eingriffen. Genau diese Entwicklung war es, die nach und nach zur offiziellen Unterschutzstellung von Inselflächen führte. Die Ausstellung verdeutlicht, dass es durchaus nicht eindeutig und stets dem Zeitgeist geschuldet ist, wie und was in der Natur eigentlich als schützenswert definiert wird.

Inspiration für Künstler*innen: Hier das Morsum Kliff in einer Darstellung von Carl Arp um 1903.
© Nordfriesland Museum, Nissenhaus
  • 9. Juli 2023 bis 7. Januar 2024

  • Sylt Museum, Am Kliff 19, Keitum

  • Eintritt: 6 Euro (mit Kurkarte), Kinder 2,50 Euro

Dünenrose von Helene Varges
© Sylt Museum

Sylt und die Kreativen

Ein Beispiel

  • Helene Varges und ihre Lebensgefährtin, die Autorin Margarete Boie, zogen nach dem Ersten Weltkrieg gemeinsam auf die Insel und stellten mit ihrem künstlerischen bzw. literarischen Werk eindrucksvolle Studien über die Sylter Natur und ihre Menschen an.

  • Hier malte Helene Varges die Dünenrose, die massiv von der Rosa Rugosa verdrängt wurde.

Das Buch & die Diskussion

Impulse für die Zukunft

Anna-Katharina Wöbse - Sylt. Die fragile Schönheit.
  • Das Buch zum Jubiläum: Sylt. Die fragile Schönheit: 100 Jahre Naturschutz. Eine Inselgeschichte.

Am 7. August 2023 begeisterte eine Lesung mit der Umwelthistorikerin Anna-Katharina Wöbse, die im Auftrag der Braderuper Naturschutzgemeinschaft Sylt zum Jubiläum das überaus erkenntnisreiche Buch „Sylt - Die fragile Schönheit“ geschrieben hat, in der die gesamte Inselentwicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet wird. Was und wer ist der Naturschutz auf Sylt eigentlich? Was lernen wir aus der Geschichte für die Zukunft der Inselnatur? Was kann jeder von uns tun? Um diese Frage zu beantworten, folgt das Buch vielen Spuren und liefert Impulse für zukünftige Anforderungen. 

Professionelle und ehrenamtliche Sylter Naturschützer*innen kamen am 8. August zu einer erstmaligen Podiumsdiskussion des „Freundeskreises der Sölring Museen" zusammen: Man tauschte sich vor einem interessierten Auditorium über das Gestern, das Heute und Morgen des Naturschutzes auf der Insel aus.

Trotz unterschiedlicher Positionen der Akteur*innen gab es einen breiten Konsens über die Anforderungen der Zukunft: Im besten Fall werden die Notwendigkeiten des Klimaschutzes zum Katalysator für die Umwelt-, Küsten- und Naturschutz-Maßnahmen und auch für die Ausrichtung eines nachhaltigen, sanften Tourismus. Insulaner*innen sollten einen Lebensraum vorfinden, mit dem sie sich identifizieren, für den sie sich engagieren und in dem sie gerne Gastgeber*innen sind.

Naturschutz - rückwärts gerichtet oder Zukunftsversprechen?

© Imke Wein

Umwelthistorikerin Dr. Anna Wöbse ist sich sicher, dass Sylt dem Naturschutz verdankt, dass „es in bestimmten Bereichen überhaupt noch eine Zukunft gibt“.

Wie viele Jahre denkt der Naturschutz voraus?

Dr. Roland Klockenhoff über die Vision der Sylter Naturschützer*innen, dass die insulare Landwirtschaft künftig auf Chemikalien und Pestizide verzichtet.

„Wir wollen eine Insel, die ökologisch und klimagerecht ist. Biologische Landwirtschaft, keine Pestizide, den Individualverkehr auf das Notwendigste reduziert. Oder um es mal in Werbeworte zu fassen: Sylt - ein Paradies, in dem die Natur geachtet wird“,

formuliert es der Vorsitzende der Naturschutzgemeinschaft Dr. Roland Klockenhoff im Jubiläumsbuch.

Gesichter des Sylter Naturschutzes

Dr. Matthias Strasser

Erlebniszentrum Naturgewalten

Maren Diedrichsen

Eigentümergemeinschaft Listland

Dr. Anna Wöbse

Umwelthistorikerin und Autorin

Manfred Uekermann

Landschaftszweckverband Sylt

Dr. Roland Klockenhoff

Naturschutzgemeinschaft Sylt

Sven Lappoehn

Sölring Foriining

  • Text: Imke Wein

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