© Söl'ring Hof/Ydo Sol

Natürlich Sylt

Neue Wege

Lange haben sie gemeinsam gekocht, jetzt ist erstmal Schluss. Johannes King und Jan-Philipp Berner schauen manchmal zurück aber meistens nach vorn. Neue Pläne und erprobte Philosophien bestimmen die Gegenwart und auch die Zukunft der Auszubildenden im Söl’ring Hof. Eine Zutat sollte dabei nicht fehlen: der Mut zum Loslassen.

© Laura Müller

Auf den ersten Blick scheinen sie sich einig zu sein. Sowohl Johannes King als auch Jan-Philipp Berner wirken gelassen, positiv und konzentriert. Beide verhalten sich vertraut und eingespielt. Es ist spürbar, diese Männer haben Ahnung von dem, was sie tun und wovon sie sprechen. Auch wenn der Name des just eintrudelnden Stammgast-Pärchens nicht sofort einfallen will. Das macht die beiden mehrfach ausgezeichneten Köche menschlich und nahbar, auch sie sind nicht perfekt. Hier im Söl’ring Hof auf Sylt, umgeben von Nordsee, Strand und Dünenlandschaft darf man sich zuhause fühlen und verwöhnen lassen. Das reetgedeckte Haus an der Rantumer Küste ist ein Ort des kreativen Schaffens, der Gastfreundschaft und des Genusses. Dafür hat Johannes King über zwanzig Jahre kontinuierlich mit Leib und Seele gesorgt, gekocht, gesabbelt und getan. Seine Arbeit und Kreativität belohnten Guide Michelin, Gault Millau und Co. Jahr für Jahr mit Sternen, Punkten und sogar Sonderauszeichnungen. „Mentor Chef“ Award nennt sich der jüngste Titel, der neu lanciert wurde und nun den gebürtigen Schwaben schmückt. Geehrt wurde mit diesem Award sein Engagement für die Nachwuchsförderung in der Gastronomie. Leidenschaftlich gerne teilt Johannes King sein Wissen und seinen Esprit mit den Auszubildenden des Söl’ring Hofes, von denen sich viele in den Küchen und Restaurants diverser erstklassiger nationaler Betriebe wiederfinden.

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„Er fragte mich häufiger, machte mich fast kirre, was der Michelin denn nun von ihm wolle“, erinnert sich Jan-Philipp Berner, Chef und Gastgeber des Söl’ring Hofes, an einen verwunderten und leicht aufgeregten Johannes King. Im Januar 2022 übergab dieser seinen Posten nach langer Zusammenarbeit, wohldurchdacht und mit geschickter Vorbereitung an seinen Nachfolger. Rational betrachtet und auf dem Papier hat er nun nichts mehr mit dem Söl’ring Hof zu tun, weswegen die neue Auszeichnung überraschend kam. „Ich bin der gute Kumpel aus Keitum“, beschreibt der ehemalige Patron seine jetzige Beziehung zu Jan-Philipp Berner und dem Rantumer Unternehmen. Bei Fragen darf sich der neue Chef jederzeit melden, dann ist er für ihn mitsamt Erfahrung da. Davon konnte Jan-Philipp Berner in seinen dreizehn Jahren auf der Düne einiges aufsaugen, für sich und seine Kochkunst, doch auch für den neuen Azubi-Nachwuchs nutzen. „Wir haben all die Jahre voneinander profitiert. Jan-Philipp hat eine unglaubliche Begeisterung, einen hohen Anspruch und ich finde es faszinierend, wie stringent er die Dinge auch manchmal macht, eine Lösung findet, wenn es Probleme gibt, und wenn die nicht funktioniert, immer eine nächstbessere mit gewisser Sinnhaftigkeit findet“, macht Johannes King deutlich. Es sind ehrliche Worte von King und wertvolle Charakteristiken Berners, die über die Jahre hinweg gefördert und gefordert wurden.

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Für den Söl’ring Hof sind die Förderung und Forderung wichtige Schlüsselworte in Bezug auf die Arbeit mit den Auszubildenden. „Beides liegt manchmal auf Messers Schneide, aber es muss austariert sein. Wir wollen niemandem die Freude auf einen Beruf nehmen, sondern vorbereiten und die Leidenschaft wecken“, erklärt Jan-Philipp Berner die Söl’ring Hof Philosophie. Dabei geht es darum das Fundament zu stärken, damit alle Beteiligten eine bereichernde Zeit haben und sich gegenseitig guttun. „Die Ausbildung kann das Schönste im Leben, aber auch das zähste Kaugummi sein. Das eine ist das Fachliche, das andere der Ort. Es ist wichtig für sich zu sehen, ob man sich mit den Menschen dort identifizieren kann und man Lust hat dort hinzukommen“, so Berner. Eine dieser für den Söl’ring Hof und die Auszubildenden wichtigen Personen ist Bärbel Ring. Die Weinexpertin bildet mit Jan-Philipp Berner die Spitze des 2-Sterne-Restaurants und bereichert mit ihren Kenntnissen und ihrer Persönlichkeit das Restaurantkonzept. Ursprünglich als Pädagogikstudentin gestartet, führte ihr Weg durch einen Nebenjob in die Gastronomie zu ihrer jetzigen Karriere. 2009 warf sie im Söl’ring Hof den Anker, mit Erfolg. Mittlerweile schmücken die gebürtige Duisburgerin diverse Auszeichnungen, 2022 erhielt sie erneut den Titel Sommelière des Jahres. „Bärbel ist eine Person mit unglaublich viel Wissen, aber sie gibt dieses Wissen auch genauso gut weiter. Man hört ihr gerne zu, sie nimmt die Leute mit und man hat das Gefühl, dass man mit einem Mehrwert aus dem Gespräch herausgeht“, beschreibt der junge Familienvater die Zusammenarbeit.

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Das natürliche Bedürfnis sich weiterzuentwickeln, teilen sowohl Bärbel Ring als auch Jan-Philipp Berner. Johannes King hat ihre Potenziale erkannt und ihnen die Freiheit gegeben sich zu entfalten. Die dafür notwendige Gelassenheit kam erst nach und nach. „Pass auf, halt die Klappe, lass das so laufen, sonst kann sich nichts verändern“, redete sich King gut zu. „Und wenn wir spüren, dass es in die falsche Richtung geht, dann sagen wir uns das. Nicht vor versammelter Mannschaft, sondern in einem anderen Raum.“ Jan-Philipp Berner stellt für sich fest, dass er sich in seiner neuen Rolle in einer spannenden Phase befindet. „Ich sehe gerade unterschiedliche Führungskräfte heranwachsen und wie wichtig es ist den Mut zu haben auch mal zu lassen“, gibt er ehrlich zu. Es ist jene faire Selbstreflexion, von der auch der Nachwuchs profitieren kann. Sieben Auszubildende gibt es im Söl’ring Hof aktuell, jedes Jahr starten neue Personen im Restaurantfach, Hotelfach und in der Küche. Vor der Vertragsunterzeichnung erfolgt eine Probearbeit und ein Kennenlernen. Das dauert in der Regel ein bis zwei Wochen und offenbart einen guten ersten Eindruck von der Persönlichkeit. Die Noten sind hierbei nur ein Faktor, das Grundfeuer für den Beruf ist wichtig. „Wenn man meine Noten genommen hätte, dann hätte ich nie einen Ausbildungsplatz bekommen. Der Typ, Charakter und das Interesse sind entscheidend“, so King.
Es muss für alle Beteiligten stimmen, denn es wird viel erwartet und gerabreitet, aber auch viel gegeben. Der Söl’ring Hof hat sich nachhaltig langfristig um Wohnraum für die Auszubildenen gekümmert und bietet berufsbegleitend ein großes Schulungsprogramm. Weiterbildungen in den Sylter Salzwiesen, bei den Austernfischern in List oder im Keitumer Watt liefern einerseits hautnahe Einblicke in die Inselnatur und ihre Produkte, andererseits sind sie ideale Chancen das eigene Netzwerk und den Zusammenhalt des Teams zu stärken. Aber wie lassen sich die Arbeitszeiten mit dem Leben abseits des Söl’ring Hofes vereinbaren? Aufgrund des hohen Personalschlüssels bieten die Arbeitspläne eine gesunde Balance. „Crunchtimes gibt es in jeder Branche. Man kann über alles reden und freie Tage können gelegt werden, wie es am besten passt“, macht Jan-Philipp Berner deutlich.

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Es scheint dieser Mix aus Offenheit, Entwicklungslust und der Liebe zum klassischen Handwerk zu sein, der den Söl’ring Hof und seine Persönlichkeiten von der Masse abheben lässt. Hier kann jedes Teammitglied seinen erfüllenden Wirkungskreis für sich finden und dieses Gefühl hinaus in die Welt tragen. Der ehemalige Patron Johannes King ging 2022 wieder mit einem inspirierenden Beispiel voran. Für den guten Zweck radelte er mit dem Fahrrad von Sylt nach Paris. Die Satteltaschen mit Spontaneität gefüllt, ließ er sich treiben und entdeckte neue Routen. Auf der Strecke blieb nichts, aber über sehr guten Schlaf und einen freien Kopf freute er sich. Bei Jan-Philipp Berner kreisen die Gedanken aktuell etwas mehr. Im Januar wurde das Restaurant umgebaut, nun sind das Erdgeschoss und Dach dran. Von Januar bis Mai ist der Betrieb zu, in dieser Zeit werden alle Planungen umgesetzt. Wieso der ganze Aufwand? „Wir möchten ganzheitlich erfolgreich und ein guter Arbeitsplatz sein. Dazu gehören größere Umkleiden, aber auch dass keiner vom Team in dieser Zeit hintenüberfällt, sondern happy ist“, erklärt der Unternehmer. Und was macht Johannes King währenddessen? Der gute Kumpel schaut von seinem Keitumer Genussshop aus zu. Wie schön, dass der Weg mit dem Rad nach Rantum nicht allzu weit ist. 

Sie möchten noch tiefer in die Söl’ring-Hof-Welt eintauchen? Alle Informationen rund um das Sylter 5-Sterne-Hotel, Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten sowie die neusten Projekte gibt es auf https://www.soelring-hof.de.

Text: Julia Petersen

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