Auch Petra Kadel simuliert zu Forschungszwecken die Gezeiten. »Wir werfen hier einen Blick in die Zukunft«, sagt die Biologisch-Technische Assistentin und blickt dafür nicht etwa in eine Kristallkugel, sondern in einen schwarzen Kunststofftank. Davon stehen auf dem Außengelände des AWI 24 Stück mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1.800 Liter. »In diesen Tanks können wir Ebbe und Flut simulieren, indem wir die Versuchsorganismen auf einer Plattform herauf- oder herunterfahren.« Auch Strömung, Temperatur, Salz- oder Nährstoffgehalt lassen sich in den Meerwasser-Tanks verändern. »Mit dem Gehalt an Kohlendioxid in der Luft können wir sogar die Versauerung des Meeres simulieren und untersuchen, wie Tiere und Pflanzen in der Nordsee auf veränderte Umweltbedingungen reagieren.
Eben einen Blick in die Zukunft der Nordsee werfen. Von der Hochsee bis an die Küste: »Hier wurden sogar schon Salz- und Seegraswiesen nachgebaut.« Diese sind nicht nur ökologisch wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, beide leisten auch einen Beitrag zum Klimaschutz. Sie nehmen große Mengen CO2 aus der Atmosphäre auf und können einen guten Teil davon als Kohlenstoff im Boden speichern. Aber werden sie das auch noch können, wenn sich ihre Lebensbedingungen durch den Klimawandel verändern? Was passiert, wenn zu viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre in das Wasser gelangt? Petra Kadel geht in die Steuerzentrale der sogenannten Mesokosmenanlage, um über den Computer das Morgen des Meeres einzustellen. Denn die Zukunft der Meere steckt noch voller Rätsel. Und ein paar davon werden sich vielleicht im Hier und Jetzt auf Sylt lösen lassen.
Text: Oliver Abraham
Über das AWI
Die AWI-Wattenmeerstation Sylt ist aus einer 1924 gegründeten Feldstation für Austernforschung der Biologischen Anstalt Helgoland hervorgegangen. An der Station arbeiten derzeit 45 Wissenschaftler*innen der Sektion Ökologie der Küste sowie Servicemitarbeiter*innen. Hinzu kommen Gastforscher*innen aus dem In- und Ausland, die an der Wattenmeerstation ihre Feldarbeiten oder Laborversuche durchführen.
Das Erlebniszentrum Naturgewalten bietet ab Mai Führungen durch die Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts zum Thema »Meeresforschung für Jedermann«.Termine und weitere Informationen auf www.naturgewalten-sylt.de
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI)
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