Natürlich Sylt

SO SCHMECKT SYLT

200 x besonders

Grob und über den Daumen kalkuliert beziffert man die Anzahl der gastronomischen Betriebe auf Sylt mit 200. In der Herbst-Ausgabe unseres digitalen Magazins „Natürlich Sylt“ loten wir diese abstrakte Zahl mit drei Geschichten in ihrer Vielfalt aus. So plaudern wir mit Sternekoch Holger Bodendorf über das „Island Food Festival“ im November und über die Entwicklungen in der Sylter Gastronomie, die sein Herz besonders erfreuen. In der zweiten Story stellen wir einen jungen Mann vor, der kolumbianische Wurzeln hat, in den USA und auf Fuerteventura aufwuchs, im „Gogärtchen“ zum Vorzeige-Azubi am Herd avancierte und vor dem jetzt eine große Zukunft liegt. Exzellente Koch-Azubis sind ein rares Gut - auch auf Sylt! In der Reportage „Budenzauber“ präsentieren wir Unikate eines kulinarischen Segments, das unbedingt mal ins Rampenlicht gehört: Wir präsentieren die besten Sylter Spots für schnelle Imbiss-Stopps mit großer Wirkung. 

© Axel Steinbach l Severin´s Resort & Spa

ISLAND FOOD FESTIVAL

12.-16. November 2025

Vom internationalen Durchbruch für Sylt zu sprechen, wäre unseriös. Die Sylter Bevölkerung ist mit 115 Nationalitäten bei 19.000 Einheimischen kulturell zwar extrem vielfältig. Unter den Gästen waren bislang aber Schweizer und Österreicher mit etwa drei Prozent Anteil die „Exoten“. Doch es tut sich was: Immer häufiger ist am Strand, in Sylter Straßen, Geschäften und in der Gastronomie Englisch die Sprache der Wahl. Schon seit ein paar Jahren wird Sylt in internationalen Reise-Magazinen immer mal wieder als Geheimtipp gehandelt. Mit dem „Lanser Hof“ in List kommen seit der Eröffnung 2022 Gäste aus aller Welt auf die Insel. Auch das „Island Food Festival“ trägt zu internationaler Strahlkraft bei: Durch die Gastköche und die Winzer natürlich, aber auch durch Gäste, die sogar aus Übersee anreisen. Wir haben mit Sternekoch Holger Bodendorf über das kulinarische Herbst-Highlight unter seiner Regie und die Entwicklung in der Sylter Gastronomie gesprochen…

Mit Strahlkraft

Im Gespräch mit Holger Bodendorf 
über das ISLAND FOOD FESTIVAL

Vor allem Schweizer, Österreicher und tatsächlich auch einiger unserer dänischen Nachbarn fanden Sylt bislang als Reiseziel interessant. Haben Sie es auch so erlebt, dass man auf Sylt diesen Sommer viel mehr Englisch hörte? 

Holger Bodendorf: Auf jeden Fall. Der Eindruck bestätigte sich in diesem Sommer bei uns im Haus, aber auch bei den Buchungen für das „Island Food Festival“: Einige Gäste werden aus den USA und Kanada anreisen, um hier fünf Tage auf dem höchsten Niveau zu genießen. Wir haben einen wunderbaren Anlass kreiert, um Sylt zu einer ungewöhnlichen Zeit für Gäste aus aller Welt spannend zu machen.

Gibt es einen Grund, dass Sylt plötzlich international als attraktive Destination wahrgenommen wird?

Holger Bodendorf: Ehrlich gesagt ist Sylt vor allem durch den „Lanserhof“ mit auf der internationalen Reiseagenda gelandet. Diese Entwicklung ist zwar noch ein zartes Pflänzchen, aber eines, das Freude macht.

Wenn man noch nie etwas vom „Island Food Festival“ gehört hat: Was erwartet den Gast? 

Holger Bodendorf: Wir sind inzwischen sechs Sylter Gastgeber.  Das „Severin*s“, der „Söl’ring Hof“ mit Jan-Philipp Berner, das „Samoa Seepferdchen“ ist wieder mit von der Partie, Jörg Müller darf natürlich überhaupt gar nicht fehlen, wir als „Landhaus Stricker“ sind dabei. Erstmals mit von der Partie: Thomas Samson vom Kampener „Dorfkrug“. Alle Gastgeber bekommen Besuch von grandiosen Kollegen wie z.B. im „Söl’ring Hof“ Tobias Bätz aus dem „Aura by Alexander Herrmann & Tobias Bätz“. Oder bei Jörg Müller ist Nikos Billis zu Gast, ein griechischer Sternekoch mit einer noblen Interpretation traditioneller Gerichte. Die geladenen Winzer begleiten die Events mit ihrer Expertise und ihren Weinen. Jeder Abend, jedes Festival-Ereignis ist einzigartig. Es gibt zudem eine gemeinsame Ouvertüre und ein gemeinsames Finale aller Gastgeber. Oder so könnte man es auch sagen: Wir zelebrieren mit unseren Gästen fünf Tage lang entspannten Genuss, Begegnung und Freundschaft. Ich freue mich immer wie verrückt auf das Ereignis.

Lächelnder Mann in weißem Hemd sitzt entspannt vor Bücherregal.
© Landhaus Stricker
  • Seit 25 Jahren Sternekoch und seine Freude an Höchstleistung am Herd ist ungebrochen: Holger Bodendorf.

Wir haben einen wunderbaren Anlass kreiert, um Sylt zu einer ungewöhnlichen Zeit für Gäste aus aller Welt spannend zu machen.
Holger Bodendorf
Reetdachhaus beheimatet das Restaurant von Holger Bodendorf. Spätsommerlicht fällt auf die Szenerie, alte Bäume im Vordergrund.
© Ydo Sol Images
  • Wo Bodendorf drauf steht, ist auch Bodendorf drin: Im Tinnumer Feinschmecker-Restaurant ist der Chef selbst zugegen, wann immer möglich.

Ihr seid in der Vorbereitung des „Island Food Festivals“ (IFF) nicht nur superprofessionell, sondern auch superschnell. Das Magazin zum IFF war schon im Juni auf der Insel…

Holger Bodendorf: Ja, wir werden jedes Jahr besser. Durch die tollen Bilder und Texte erschließt sich der Zauber des Ereignisses noch mehr. Und die Vorfreude steigt. Man kann das Magazin in den Häusern bekommen oder auch auf www.island-food-festival.de online lesen. Nebenbei bemerkt: Tickets buchen kann man dort natürlich auch…

Bei der Organisation des Ganzen gibt’s unzählige Aspekte zu berücksichtigen. Nicht nur die Marketing-Moves sind gut vorzubereiten. Das IFF hat sehr namhaften Sponsoren gewinnen können, was gut ist für die wirtschaftliche Basis. Vor allem aber sind Eure Gastköche und Winzer die allererste Liga. Das alles auf die Beine zu stellen, ist zeitaufwändig ohne Ende. Wie passt das in das ohnehin wilde Sommer-Business eines Sternekochs?

Holger Bodendorf: Mir macht das Netzwerken und Organisieren total viel Freude, das geht mir leicht von der Hand. Und wir sind als Sylter IFF-Gastgeber ein komplementäres Team. Jeder bringt seine Qualitäten mit ein, übernimmt wichtige Parts, stellt die Vermarktung für sein Haus auf ein Fundament und bei mir laufen dann noch ein paar Fäden zusammen. Eine Freude - wir sind jetzt schon dabei das IFF für 2026 zu konkretisieren.

Sie kochen seit 42 Jahren professionell. Andere Menschen in unserem Alter sprechen verdächtig häufig von „kürzertreten“ oder sogar von „aufhören“. Wie ist das bei Ihnen?

Holger Bodendorf: Meine Freude an der Arbeit ist ungebrochen. Bei uns im Restaurant steht Bodendorf drauf und dann ist auch Bodendorf drin. So einfach ist das. Ich liebe meine Arbeit. So sehr sogar, dass ich gerade den Vertrag fürs „Landhaus Stricker“ verlängert habe.

Chapeau. Wenn ich Sie heute schon an Ihrem Schreibtisch vom Arbeiten abhalte, erlauben Sie mir bitte doch drei Fragen zur Sylter Gastronomie im großen Ganzen: Welche Wahrnehmung dominiert, wenn Sie auf unsere aktuelle kulinarische Landkarte schauen?

Holger Bodendorf: Ich weiß gar nicht genau, von wie vielen Betrieben wir aktuell sprechen. Auf jeden Fall sind es über 200 und ich bin begeistert von der Entwicklung. Junge Kollegen mit wirklich einzigartigen Konzepten haben sich getraut, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist eine große Bereicherung. Ich spreche von gastronomischen Kleinoden wie dem „Käseklub“ in Keitum, dem „Café Klapprad“ auf dem Wenningstedter Campingplatz oder der „Goldenen Möwe“ an der Westerländer Promenade. Ich habe auch ganz viel Respekt davor, wie Traditionshäuser wie das „Seenot“ frisch in die Zukunft geführt werden oder wie Jan Nissen-Hünding im „Samoa“ wirkt und wirbelt. Exzellente, zukunftsweisende Gastlichkeit mit jeweils einzigartiger Note - das tut Sylt gut.

Bemerken Sie eine Veränderung im Gästeverhalten?

Holger Bodendorf: Bei uns ist es so, dass wir im Gourmet-Restaurant in diesem Sommer zum ersten Mal seit Jahren wieder mit Wartelisten arbeiten mussten. Ich glaube, Gäste möchten einfach ein unverwechselbares Genuss-Erlebnis. Ganz gleich, ob in einer Sterneküche oder eben in einer urigen, jungen Location. Das Besondere zählt.

Gibt es in Ihren Augen noch unbesetzte Gastro-Nischen auf Sylt?

Holger Bodendorf: Wir haben kein ausgewiesenes veganes oder vegetarisches Konzept. Neu und modern interpretierte türkische oder indische Küche könnten zum Beispiel auf Sylt sicher auch großartig funktionieren…

Zur Person

Holger Bodendorf

Sein erstes Mal war im Jahr 2000. Da erkochte Holger Bodendorf für das „Veneto“ im Wenningstedter Hotel „Windrose“ einen Michelin-Stern. Ein Jahr später übernahm er das „Landhaus Stricker“ in Tinnum und sorgt seitdem dort auf allen Ebenen für eine wunderbare Entwicklung. Bodendorf ist zudem „Regisseur“ und Drahtzieher vom „Island Food Festival“. Auch engagiert er sich mit Freude in der Kooperation der „Privathotels Sylt". Holger Bodendorf stammt aus Heiligenhafen, sammelte als junger Koch 1989 bereits im „Landhaus Stricker“ erste berufliche Erfahrungen. Es folgten etliche Großstadt-Experiences in Spitzenküchen, bevor es ihn 1992 zurückzog auf die Insel. Seine 25. Auszeichnung als Sternekoch in diesem Jahr ist eine himmlische Bestätigung für eine individuelle und anspruchsvolle Küchenkultur.

Genussfreundschaften

Das friesische November-Grau einfach mal mit einem spektakulären Kulinarik-Feuerwerk zu erleuchten, ist ein super Plan. Einer, der zudem aufgeht. Das Prinzip des Island Food Festivals“ (IFF) ist so einfach wie überzeugend: Exzellente Sylter Gastgeber begrüßen in ihren Küchen hoch angesehene Kollegen von überall her. Zu jedem Gastkoch gesellt sich ein befreundeter Winzer. Menschliche Chemie ist wichtig. Exzellenz, Originalität und höchste Qualitätsansprüche ebenso. Gemeinsam zelebriert man zur Freude der Gäste kleine Wunder am Herd. Holger Bodendorf hat das Konzept unter seiner Regie schon 2019 in kleinem Rahmen umgesetzt. Das „Island Food Festival“ wuchs stetig: Im November 2025 sorgen erstmals sechs Sylter Gastgeber - im Foto unten von links nach rechts: Ben Müller-Birkholz („Hotel & Restaurant Jörg Müller“), Jan-Philipp Berner („Söl’ring Hof“), Jan Nissen-Hünding („Samoa Seepferdchen“), Holger Bodendorf („Landhaus Stricker“), Thomas Samson („Dorfkrug Bar & Grill“), Max Westphal („Severin‘s Resort & Spa“) - mit ihren Kollegen aus aller Welt für internationale Strahlkraft. Alle Akteure, alle Infos und Buchung: www.island-food-festival.de

Sechs Männer stehen im Garten vor einer Skulptur mit Insel-Silhouette.
© Axel Steinbach
© Peter Bender | Sylt Marketing

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Die jungen Wilden

Ein Spanier, der auszog, um Koch zu werden: Juan im Glück

Wer die Ambition hat, ein richtig guter Koch zu werden, hat auf Sylt bei der Dichte exzellenter Restaurants nahezu paradiesische Möglichkeiten. In der „Natürlich Sylt“ erzählen wir die schöne und wahre Geschichte von einem Azubi, der von Fuerteventura kam und auf Sylt sein Glück fand.

Der Fußballclub Barcelona hat sicher schon unzählige Leben junger Menschen beeinflusst. Auch das von Juan Esteban Pérez Iglesias, wenn auch nicht fußballerisch. Minutiös erinnert der junge Mann im makellosen Koch-Outfit, wie er in seinem Zuhauseort Corralejo im Norden Fuerteventuras an einem Abend vor fast vier Jahren viel lieber ein Barça-Match gucken wollte, als seinen Cousin zu treffen.

Sein „Primo“ Felipe, den er Jahre nicht gesehen hatte und der auf einer Insel mitten in der Nordsee als Koch arbeitete. Seine Mama bestand auf das Wiedersehen und weil Juan ein rundherum prächtiger Kerl ist, schlug er ihr den Wunsch nicht aus. So wollte es wohl das Schicksal, dass der junge Spanier mit den kolumbianischen Wurzeln an diesem Abend in einer Bar seinen späteren Lehrherren kennenlernte: Hannes Hampl, bis heute Chefkoch des Kampener „Gogärtchens“, vielfach gerühmt für seinen neo-französischen Stil am Herd und in diesem Fall auf Reisen mit seinem Team-Kollegen Felipe, dem Cousin von Juan. 

Koch arbeitet mit Spatel an Grillplatte in Restaurantküche.
© Imke Wein
  • Vorzeige-Azubi Juan Esteban Pérez Iglesias vor seinem Lehrbetrieb, dem er noch bis Anfang 2026 treu ist, um dann die Welt zu erobern.

Man wird viel über gutes Essen gesprochen haben, denn auch Juan war schon damals ein Berufener. „Mein Papa hat uns früher immer sonntags Arepas (= kolumbianische Maisfladen) gemacht. Ich war vielleicht zehn, als ich gesagt habe: ,Jetzt bin ich mal dran’ - und dabei habe ich gespürt, wie viel Freude es mir macht, andere zu verwöhnen“, beschreibt der charmante junge Mann den Schlüsselmoment, der zu seinem Berufswunsch führte.

 

Konsequenterweise hatte er nach seinem Schulabschluss eine Köche-Akademie auf Fuerteventura besucht, danach in unterschiedlichen Gastro-Locations und auch an der Fleischtheke im Supermercado gejobbt, war aber längst nicht da, wo er hinwollte. „Es ist schade, aber auf meiner Insel gibt es tatsächlich nicht so viele ambitionierte, innovative Küchenkonzepte.“ Als er kurze Zeit nach dem Wiedersehen mit seinem Cousin einen Anruf von Sylt und den Vorschlag bekam, im „Gogärtchen“ in Kampen zu arbeiten, zögerte er nicht lange. 

„Es war die Chance meines Lebens. Das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe das gespürt“, 

schwärmt Juan in der Nachbetrachtung. So packte er ohne zu zögern seinen Koffer und machte sich mit gerade 19 Jahren auf den Weg, fragte sich am Hamburger Flughafen durch bis zum Bahnhof Altona und landete auf der Insel. Vom ersten Moment an war er begeistert: vom Miteinander in der „Gogärtchen“-Küche, von dem, wie man gemeinsam Gerichte entwickelt, wie kreativ auch er von Anfang an sein durfte, wie viel Verantwortung er übernahm. Und gleichzeitig schätzt er bis heute den Freiraum, den er bekommt, um zu recherchieren und zu lernen, um ein Gefühl für großartige Lebensmittel und perfekte Aromen zu entwickeln.

Auf Sylt fand er schnell Anschluss, auch an die kleine spanisch-südamerikanische Community, die es hier gibt. „Ich mag die Insel. Es gibt nette Menschen, die Landschaft ist wundervoll. Na ja, Wind kenn` ich und an die Temperaturen gewöhnt man sich“, erzählt Juan und bereitet langsam seinen Posten (die feinen Saucen) für das Mittagsgeschäft vor. 

Juans private Leidenschaft? Pizza!

Seinen Cousin zog es bald nach Berlin, in die Hauptstadt. Juan blieb - er wurde auch sprachlich immer besser. „Worte aus der Küchensprache kenn’ ich inzwischen eher auf Deutsch als auf Spanisch!“ Da er als kleiner Junge etliche Jahre in Florida lebte, ist auch sein Englisch fluently. „Meine Familie ist alles für mich - ich vermisse sie ganz doll. Letzten Sommer haben sie mich besucht. Für meine Freunde mache ich in meiner Freizeit immer für alle Pizza - in meinem richtig guten Ofen. Das ist meine Leidenschaft“, berichtet Juan.

Nach nur wenigen Wochen auf Sylt bekam er von seinen Chefs, Patrick Schwaiger und Benjamin Zehetmeier, das Angebot, eine Ausbildung zu machen. „Ich habe sofort ,Ja’ gesagt. Eine richtig solide deutsche Lehre mit einem Lehrmeister wie Hannes - das ist die perfekte Grundlage“, sagt Juan.

Und so wäre Juans Geschichte schon bis hierhin eine gelungene innereuropäische Azubi-Story. Aber es kommt noch besser: Ein paar Monate vor seiner Freisprechung jetzt im Juli, wurde auf Sylt ein zweitägiger Azubi-Gastro-Wettbewerb von der Berufsschule ausgeschrieben. Das Thema: „Zu Gast in Nordfriesland“. Er erkochte sich ganz locker den ersten Platz. Aber Juan wäre nicht Juan, wenn er nicht sofort ergänzen würde: „Aber in der Abschlussprüfung der Lehre hatte ich nur eine zwei. Mein Kollege Felix Rost vom ,Budersand’ - der war einfach der Beste von uns Köchinnen und Köchen.“

Juan mag Strandkörbe und den Wind, aber für immer auf Sylt bleiben - das wäre es nicht. Mit Freude ist er noch bis Januar einer der „Gogärtner“. („Ich würde auf Sylt nirgends anders arbeiten wollen.“) Und dann? „Ich möchte wohl nach Österreich gehen. Die sind so gut in der Patisserie und im Brot backen - das begeistert mich. Und dann möchte ich weiter in die Welt, sowas wie ,work and travel’… ich muss noch so viel lernen.“

Und in zehn Jahren, wo sieht Juan sich dann? „Ich glaube, ich muss irgendwo leben, wo das Meer nahe ist. Einen eigenen Laden auf ,La Palma’ - das wär’s. Einer, der die Wurzeln ehrt und trotzdem innovativ ist.“  Wie auch immer - von Juan wird man noch hören. Das ist sicher.

Gut betreut!

Frau im blauen Anzug steht lächelnd in moderner Lounge.
© Axel Steinbach l Severin´s Resort & Spa

Juan war einer von 36 Azubis in drei Gastro-Ausbildungsgängen von den Inseln Föhr, Amrum und Sylt, die im Juli im Keitumer Friesensaal freigesprochen wurde. Seit Jahren bemüht sich die DeHoGa Sylt, wieder mehr Auszubildende für Sylt zu begeistern. Katrin Nünning ist Direktionsassistentin im „Severin*s“ und kümmert sich ehrenamtlich für die DeHoGa um Insel-Nachwuchs in den Gastro-Berufen Restaurantfach & Veranstaltungsgastronomie, Hotelfach, Koch/Köchin. 

„Es ist ein Plus, dass wir ab sofort auf Sylt im Westhedig in Westerland ganz zentral ein Azubi-Quartier haben - mit 23 Wohngemeinschaften für 52 Azubis aller Berufe“, 

berichtet Katrin Nünning. Denn längst nicht immer können Ausbildungsbetriebe auch den entsprechenden Wohnraum für ihren Nachwuchs anbieten. Das neue Wohnheim bietet tolle Perspektiven. 

© Sven Erberich l Meerlicht Photography

GASTRO-AUSBILDUNG 
AUF SYLT

Weitere Argumente, die junge Leute bewegen könnten auf Sylt eine Gastro-Ausbildung anzutreten: 

  • Die Berufsschule Niebüll besitzt eine Zweigstelle in Westerland, so dass die Azubis im Blockunterricht zumeist keine weiten Wege zurücklegen müssen. 

  • Inhaltlich bietet Sylt noch zusätzliches Futter für die Azubis: Dazu sagt Katrin Nünning: „In Kooperation mit der Berufsschule entwickeln wir immer wieder neue Schulungsangebote, die unsere Gastro-Azubis noch besser qualifizieren und breiter aufstellen.“ 

  • Für viele künftige Gastro-Experten ist die Insellage durch ihren hohen Freizeitwert und die Inspiration durch so viele hochrangige Betriebe auf kleinem Raum spannend. 

  • Und damit die jungen Leute auf der Insel so richtig ankommen, sich branchenübergreifend vernetzen und wohlfühlen können, gibt es die Initiative „Azubi Crew“ der Sylt Marketing mit tollen Events und Aktionen. 

© Peter Bender I Sylt Marketing

DER SYLTER IMBISS-REPORT

BUDENZAUBER & 
ZAUBERBUDEN

Wenn die Lust auf Pommes-Schranke kickt: kein Problem! Für diesen Fall kann Sylt auf ein paar exzellente Adressen verweisen. Wir lassen für diesen Report ausnahmsweise mal die Sylter Crêpestände, Döner-Spezialisten, die großen Fast-Food-Ketten und unsere fantastischen mobilen Sylter Kaffeewagen links liegen, fokussieren uns auf die Imbiss-Spots und präsentieren sie ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Aber mit dem guten Gefühl, echte Perlen dieser Kategorie erwischt zu haben. 

WESTERLAND

DIE ZAUBERBUDE

Am Parkplatz zwischen Westerland und Rantum liegt die „Zauberbude“ von André Scharnowsky. „Ich wollte eigentlich nur eine überschaubare Zeit meinen Vater unterstützen. Das ist 22 Jahre her. Meine Frau Gaby und ich - wir lieben diesen Ort“, erzählt der sympathische Sylter, der eine Koch-Ausbildung in der gehobenen Gastronomie absolvierte, bis ihn die familiäre Bestimmung zurückholte zu „Schnipo“ und Currywurst. Aber „gehoben“ ist die „Zauberbude“ irgendwie trotzdem. Anders gehoben. Hier wird Imbisskultur wie aus dem Bilderbuch zelebriert.

Wahrscheinlich war Andrés Weg unausweichlich, denn er wurde auch mütterlicherseits mit Budenzauber belegt: „Die Wenningstedter „Pappschachtel“ (Anm.: Dort, wo heute das „Twister’s“ am Kliff Burgervielfalt und gedrehte Pommes bietet - ebenfalls sehr empfehlenswert), die hat meine Mama gemacht“, erläutert André das familiäre Gefüge. Weiß man das, erschließt sich sofort, warum der kleine Innenbereich des Lokals täglich von Sylter Unikaten frequentiert wird. Wie die „Pappschachtel“ damals, so ist auch die „Zauberbude“ über das Sommerhalbjahr für angestammte Insulaner:innen wie ein zweites Zuhause, ein Fluchtpunkt im Saisongewirr. Man geht zwar nicht ganz an den Strand, aber zumindest in die Richtung.

Lächelnder Imbissverkäufer am Fenster der Zauberbude mit Speisetafeln.
© Holm Löffler l Sylt Marketing
  • Imbiss-Budenzauber an der „Zauberbude".

Die „Zauberbude“ gibt’s seit 40 Jahren. Sie trägt ihre Jahresringe mit Stolz. Es ist ein Lebenswerk, wenn die Scharnowskys es auch nicht so hochtrabend nennen würden. Dass sich hier jeder so angenommen fühlt, wie er daherkommt, das ist den beiden wichtig. Ob die zwei braungebrannten Lehrer von der Surfschule nebenan oder Ove, der Chef-Pädagoge vom Waldkindergarten schräg gegenüber, alle kommen aus gutem Grund. 

„Man hat immer einen schönen Schnack, es ist entspannt und die Pommes sind nirgends besser“, versichert Ove, der sich einmal die Woche seine „Manta-Platte“ als Mittagstisch gönnt.
Junge Frau hält zwei Portionen Pommes vor der Zauberbude auf Sylt.
© Holm Löffler l Sylt Marketing
  • Die besten Pommes - natürlich aus der Papiertüte!

André weiß zu berichten, dass manche Familie ihre ganzen Ferien nur bei ihm und seinem Team (außer seiner Frau arbeitet auch die halbe Verwandtschaft mit) zum Essen kommt. „Da wollte ich mich fast schonmal einmischen und die Gäste woanders hinschicken. Denn so wirklich vitaminreiches Essen haben wir ja nicht. Bei uns wird Imbiss-Purismus gepflegt und der gilt nicht unbedingt als Formel für healthy food“, meint er lachend. Das Sortiment nicht um Exotik oder Grünzeug zu erweitern, ist ein bewusster Schritt. Aber selbstverständlich gibt’s weitere Klassiker der Imbiss-Kultur: Naschtüten, die bewährte Langnese-Eis-Auswahl, die guten alten Leckmuscheln, Sylt-Postkarten der Standard-Kollektion und viel Großzügigkeit für jeden erdenklichen Lebensentwurf. Auf der Karte sind frittierte Calamares-Ringe indes schon das wildeste Gericht. Auch in Gestaltungsfragen regiert authentisches Imbiss-Flair, das in den 80er Jahren genauso unschick war wie heute. Wie herrlich, wenn ein Ort zu 0,0 Prozent einem Designstandard verpflichtet ist. Nicht mal dem Retro-Style.

Warum seine Pommes, gerne auch aus der Papiertüte, als die besten der Insel gelten, darüber sinniert André kurz: „Keine Ahnung. Ich habe dieselbe Ware und dieselbe Gewürzmischung wie viele. Unser Fett ist natürlich täglich frisch, und wir lassen die Pommes vielleicht einen Ticken länger drin. Eine Geheimzutat gibt’s nicht“, meint er trocken - während gegenüber auf der Terrasse eine Familie aus der Ferne alle Daumen hebt, um André zu signalisieren, dass es zu ihrem Urlaubsglück hier zwischen Parkplatz und Strand gerade an absolut nichts fehlt.

Die „Zauberbude“ schließt für die Wintermonate Ende Oktober. Bis dahin: das ganze Imbissprogramm und die besondere Gasfreundschaft von Gaby, André und Team.

Mann schaut freundlich lächelnd aus dem Verkaufsfenster seines Kiosks.
© Holm Löffler l Sylt Marketing
  • André ist völlig zurecht stolz auf seinen Familienbetrieb.

RANTUM

HAFENKIOSK 24

Markus Kampe und seine Frau haben gerade keinen Augenblick Zeit zu plaudern, auf der Terrasse des Kiosks ist die Hölle los. Es ist Ausflugswetter, selbst der letzte Parkplatz des Rantumer Hafens ist besetzt. Idyllisch ist es trotzdem hier – und herrlich aus der Zeit gefallen. Die Jungs vom Segelclub gegenüber trinken in aller Ruhe ein gepflegtes Mittagsbierchen in der Sonne, die kurz durch die Wolken luschert. Im südlichen Kontorhaus neben Räucherei und Kiosk dreht sich alles um Whisky, ein paar Ecken in die andere Richtung wird am Rantumer Hafen bester Kaffee geröstet. Echte Manufakturen - authentisch und weitgehend ohne Chichi.

Vor gut einem Jahrzehnt war der kleine Hafen, der bei Ebbe trockenfällt, noch ziemlich verpennt. Das hat sich längst geändert. Ein Fischbrötchen am Kiosk der Kampes und ein Spaziergang übern Deich oder ums Rantumbecken ist längst kein Geheimtipp mehr und gehört bei durchwachsenem Wetter bestimmt zu den Top12 der Sylter Ausflugsziele.

Menschen sitzen und stehen vor dem Hafenkiosk 24 mit Strandkörben und Sonnenschirm.
© Holm Löffler I Sylt Marketing
  • Bei Ausflugswetter eine Top-Ziel: Der Rantumer Hafen und sein Kiosk.

Die Kampes setzten auf moderne Schnörkellosikeit und sprachwitzige Schilder. Markus hat sogar eine Postkarte mit einer Illustration von sich und seiner Frau, die gerade hinter dem Verkaufsfenster ein Backfischbrötchen nach dem nächsten produziert. „Das ist echt heftig gerade. Wir könnten gut ein paar Mitarbeiter mehr gebrauchen. Wir arbeiten rund um die Uhr“, macht Markus keinen Hehl aus der Sylter Saisonanstrengung Mitte August.

Auf einer bunten Illustration sind ein Mann und eine Frau zu sehen. Offensichtlich die Betreiber des Hafenkiosk24 in Rantum.
© Don Lorenzo
  • Don Lorenzo heißt der Illustrator, der das Kiosk-Paar vom Rantumer Hafen mit Augenzwinkern in Szene gesetzt hat.

Bei Markus, der den Familienbetrieb seit zehn Jahren führt, wird Fisch von A wie Aal bis Z wie Zander nach allen Regeln der Kunst geräuchert. Am liebsten solcher, der von Syltern frisch aus dem unmittelbar angrenzenden Wasser gezogen wurde. Gerade erklärt Markus einem Gast, dass das legendäre, warme Lachsbrötchen aktuell nicht im Angebot ist, weil der Marktpreis derzeit keine faire Fischbrötchen-Kalkulation erlaubt. „Aber das ändert sich hoffentlich bald wieder“, meint der Chef hoffnungsvoll. Aber ein XXL-Backfisch im knackigen Brötchen ist auch für diesen Fahrradfahrer im Pausenmodus die passende Alternative.

Markus und seine Frau werden irgendwann im später Oktober Kiosk und Räucherei schließen und freuen sich auf eine Auszeit in Thailand, dem Heimatland von Mrs. Kampe.

WESTERLAND

BEACH BOX

Gesichtsburger?“ - heißt in Sylter Familien mit Teenagern das Stichwort, mit dem man reduziert zum Ausdruck bringen möchte, dass man einen Riesenheißhunger auf einen dieser überdimensionierten, prachtvollen Burger von der „Beachbox“ hat. Ganz gleich, welcher Generation man angehört - seiner Beachboxsehnsucht sollte man wirklich dann und wann nachgeben. „Diese Burger sind so groß und lecker, dass man mit dem ganzen Gesicht darin versinkt“, heißt die einfache Erklärung für das Codewort.

In der Schuhkarton formatigen Bretterbude am Fuße der Treppe des Strandübergangs Käpt’n-Christiansen-Straße, etwas südlich von Westerlands Hauptstrandübergang, gibt es auch andere Imbiss-Köstlichkeiten. Aber die Burger, in Butterbrotpapier gewickelt und mit Wäscheklammer fixiert, haben den Ruhm dieses Ortes vor vielen Jahren begründet und stellen bis heute inselweit fast alles in dieser Kategorie in den Schatten.

Menschen stehen an einem Strandkiosk mit Holzverkleidung bei strahlendem Sonnenschein.
© Imke Wein
  • Direkt am Strandübergang Käptn-Christiansen-Straße findet man den Burger-Spot deluxe.

Apropos Schatten: Man kann die bestellte Ware auch mit an den Strand nehmen. Aber hier am Rand der ab Nachmittag schattigen Treppe zu sitzen mit dem Riesenburger auf dem Schoß ist einfach das beste Erlebnis - reichlich „People watching“ gibt’s gratis dazu.

Hand hält verpacktes Gericht vor dem unscharfen Kiosk „Beach Box“.
© Imke Wein
  • Die Wäscheklammer weist den Original „Beach-Box"-Burger aus.

Übrigens: „Gesichtsburger“ sind auch im Ladyformat zu haben und in vegetarischer Variante sowieso. Eine Verzehranleitung macht in jedem Fall Sinn - vor allem für Ungeübte. Die Zitronenfeuchttücher werden dankenswerterweise mitgeliefert - zur groben Reinigung von Mund und Fingern nach diesem Fastfood-Erlebnis.

Kein Wunder, dass viele Locals und Gäste regelmäßig die Sehnsucht nach „Beachbox“ packt, denn dieses Burgererlebnis ist schwer zu toppen.
© Imke Wein

TINNUM

MATZEN'S IMBISS

Wenn die „Zauberbude“ Imbiss-Purismus atmet, dann ist „Matzen’s Imbiss“ - gegenüber der Westerländer Feuerwache und nur durch einen Zaun mit Stacheldraht vom Flughafengelände getrennt - davon nochmal die hundertprozentige Steigerung. Der Inhaber dieses roten Imbisswagens mit der Riesenterrasse würde die Goldene Ehrennadel des Sylter Imbissverbands tragen, wenn es sie denn gäbe. Der ungekrönte Sylter Imbisskönig der 90er Jahre, Wolfgang Matzen himself, ist zu den Geschäftszeiten, also über die Mittagsstunden, zumeist vor dem Wagen im Campingstuhl anzutreffen. Es hat auf der Insel bestimmt niemand mehr Schaschlik gewürzt und Frittierfett erhitzt als er.

Heute kümmert sich ein Mitarbeiter liebevoll um die fachgerechte Zubereitung von Pommes, Currywurst & Co. Natürlich kann man hier auch ganz herrlich den Flugverkehr beobachten und sich einfach an einer Idylle erfreuen, die man so auf Sylt kaum erwarten würde. Handwerker lieben den Stopp bei „Matzen’s Imbiss“ und viele Stammkunden kommen ebenfalls ganz gezielt. 

Täglich servieren Wolle Matzen und Team hier eine andere Köstlichkeit aus dem Imbiss-Kosmos: Montags gibt’s zum Beispiel Frikadelle mit Gemüse. Mittwochs Nackensteak. Faire Preise, rustikale Herzlichkeit, Industriegebiet-Charme und eine wirklich einzigartige Aussicht. 

Zehn von zehn Pommes-Points für „Matzen’s Imbiss“ - für genau das, was es ist. Ein Biotop, in dem auch Krimis und eine Vorabendserie angesiedelt werden könnten. „Dittsches" Grill in Eppendorf ist ein Witz dagegen.
Imbiss mit Gartenmöbeln und vielen Pflanzen an einem Weg.
© Imke Wein
  • Entspricht so gar nicht dem Sylt-Klischee und ist genau darum genial: Flughafen- und Imbiss-Romantik pur.

© Holm Löffler I Sylt Marketing

MORSUM

HAIHAPPEN

Imbiss next level: Seit April gibt’s auf dem Morsumer Campingplatz den „Haihappen“. Für Menschen, die einzigartige Soziotope lieben, ist das große Areal in den Wiesen unweit des Deiches selbst schon ein Eldorado. Der „Haihappen“ ist noch ein Grund mehr, hier mal vorbeizuschauen. Dieser Foodtruck an der Durchfahrtsachse des Platzes ist bereits der unangefochtene gesellige Mittelpunkt im Campingkosmos

„Unser Konzept wird richtig gut angenommen“, freut sich Sascha Mesterknecht in aller Bescheidenheit.

Auf Sylt betreibt er seit zehn Jahren die Surfschule „Rückenwind“, die sich aufs Kiten spezialisiert hat. Seine Lehrer-Crew hilft auch mit Freude im „Haihappen“ aus. Gemeinsam mit seiner Freundin Merle Thomas, die als gelernte Konditorin immer mal wieder von einem eigenen Laden träumte, hat sich Sascha das Konzept für den modernen Foodtruck auf dem Campingplatz ausgedacht. Sogar das Logo für das kleine Gastro-Unternehmen ist stylisch. Erstes „Haihappen“-Merchandise gibt’s auch schon. Sascha war erst von dem wortwitzigen Namen für das neue Projekt nicht so überzeugt, muss jetzt aber zugeben, dass der „richtig gut ist“. So gut wie das gastronomische Angebot selbst, das natürlich täglich etliche „Hailights“ vorsieht.

Hier gibt es ab nachmittags neben Fritten auch gesundes Selbstgekochtes und Crêpes mit spannendem Innenleben. Manchmal wird gegrillt, manchmal ist Pizza-Abend, manchmal spielt eine Band. Man könnte hier auch „hairaten“. Soweit ist es noch nicht gekommen, aber Menschen haben hier schon Geburtstage und Junggesellenabschiede gefeiert. Aber das Tollste für Merle und Sascha ist: „Die Morsumer kommen hier zu uns raus. Es gibt schon eine WhatsApp-Gruppe, um sich hier zu verabreden. Das ist wie ein Ritterschlag“, freuen sich die beiden. Und jeder, der Morsum kennt, weiß, dass seine Bewohner:innen Neues erstmal argwöhnisch betrachten, bevor sie ihr Herz aufmachen. Aber genau das ist jetzt passiert. Dank dem „Haihappen“ hat Morsum ein neues Stammlokal für den Sommer. Sascha und Merle machen nach der Saison Kassensturz und eine kurze Pause. Über den Jahreswechsel die „Haihappen“-Klappe hochzumachen— das haben sie aber jetzt schon fest geplant.

LIST

Bam-Bus Bar

Um dieses Kleinod inmitten der Mondlandschaft an der Lister Weststrandstraße zu beschreiben, reichen Worte nicht. Die „Bam-Bus Bar“ muss man fühlen. Das budenartige, rot gemauerte Lokal unterhalb der Weststrandhalle ist der diametrale Gegensatz zu Systemgastronomie. Vielleicht noch etwas einzigartiger als einzigartig. Und so schön bunt. Ein Imbiss ist es eigentlich auch nicht. Sondern eine Bar. Die „Bam-Bus Bar“ eben.

Sie ist auch ein kleines Museum - angefüllt mit all den Relikten aus der wilden Ära ihres Gründers, dem singenden Zeremonienmeister der Vollmondpartys, Klaus Bambus. Unvergessen. An Ina Müller, Entertainerin mit Sylter Verwurzelung, erinnert hier auch vieles. Fotos, alte Plakate, Zeitungsausschnitte. Sie war schon immer Freundin des Hauses und hat hier vor Jahrzehnten Schichten übernommen, wenn Hilfe Not tat. Teile der Fernsehdokumentation zu Inas 60. wurden hier auf der Terrasse gedreht. Nachschauen? Hier: Ina Müller - laut & leise

Alternativer Text Bunte Bar-Dekoration mit Figuren, Pflanzen, Stickern und Retro-Postern.
© Elli Vogel l Bam-Bus Bar
  • Die „Bam-Bus Bar" ist auch Gedenkstätte. Denn er ist unvergessen: Klaus Bambus, Gründer der Bar und singender Zeremonienmeister der legendären Vollmondpartys.

Die heutige Hausherrin, Elli Vogel-Gdanietz, war Klaus’ Schwägerin. Sie ist viel mehr als die Hüterin des Heiligen Grals. Bis heute, fast 13 Jahre nach Klaus’ Tod, kommen noch immer Menschen und fragen nach ihm. Aber die „Bam-Bus Bar" ist nicht nur Nostalgie: Durch Elli und ihren „Assistenten“ Olaf Klodt, dem stellvertretenden Bürgermeister Lists, hat die „Bam-Bus Bar" nochmal ein Upgrade erfahren. Sie ist das Lieblingsrefugium vieler Einheimischer. Es gibt gute Musik, Drinks, Café, Chips und süße Snacks und freitags grillt Timmi. Tim Thielebein, der mit seinen Tätowierungen bis fast zum Scheitel hoch zehnmal wilder aussieht, als er ist. Seine Grillabende sind der Knüller. Wenn’s sein muss, grillt er auch Gemüse.

Fröhliche Gruppe posiert lachend vor dem bunten „Bam Bus“-Imbiss.
© Elli Vogel l Bam-Bus Bar
  • Das ist Elli. Sie bekam vor kurzem Besuch von einer Delegation aus Hinterthal in Österreich, wo die Lister Wirtin in der Wintersaison die Après-Ski-Bar „Klaus Thaler" betreibt.

Elli stammt aus Essen und hatte dort das, was man in Norddeutschland als „Späti“ bezeichnen würde. „Anne Bude“ hieß ihr Kiosk. Sie kennt das Metier aus dem Effeff und weiß, dass ihre Gäste auch menschliche Ansprache brauchen. Vielleicht noch mehr als das nächste Bier. In List macht sie mit Hilfe des halben Dorfes Anfang Oktober die Schotten dicht. Dann wechselt sie nach Hinterthal in Österreich. Dort befindet sich der zweite Teil des Erbes ihres Schwagers: Die Après-Ski-Bar „Klaus Thaler“.

Übrigens: Wenn man Klaus’ Songs heute hört, dann sind sie viel besser als zu seinen Lebenszeiten. Früher waren sie einem manchmal etwas peinlich. Heute nicht mehr. 

„Ich bin so gerne auf Sylt, weil es mir hier so gut gefällt!“

Ein Superhit halt. Die Musik, der Laden und die Ära Elli.

AUF DEN ARM!

Die Kolumne von Imke Wein

Eine Frau steht lächelnd in die Kamera schauend auf einem Holzsteg.
© Nicole Mai
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Das Ausgeh-Verhalten von Sylter Locals ist eigenwillig. Sie sind - trotz schier unendlicher Möglichkeiten - nicht besonders experimentierfreudig. Schwer mit Neuem zu beglücken also. Egal, wen man fragt, alle haben so ihre drei bis maximal sieben Adressen, die sie immer wieder frequentieren und „aus, die Maus“. Das war’s. Alles andere höchstens, weil man an den bis dahin noch unbekannten Spot eingeladen wurde oder wenigstens 100 Empfehlungen dazu erhalten hat. Ob man dann sein Ranking verändert? Nicht so schnell jedenfalls! Diese grundsätzliche Skepsis allem Neuen gegenüber gilt auch für innovative Veranstaltungsformate: Bis die „local approved" sind, können schonmal zwei bis sechs Jahre vergehen. Psychologisch ist das schlicht damit zu erklären, dass bei so viel Kommen und Gehen auf einer Urlaubsinsel die Sehnsucht nach Vertrautem unnormal hoch ist.

Unabhängig vom Geldbeutel und von den kulinarischen Präferenzen, ist am Ende dann „Faktor Wirt:in“ ausschlaggebend, ob ein gastlicher Ort bei den Locals in den TOP 5 landet. Erstklassige Handwerkskunst vorausgesetzt. So liebe ich seit Jahrmillionen den Kampener Pius, der sich als Wirt unermüdlich zur Verfügung stellt und immer da ist, wenn man ihn braucht. Oder das Twisters in den Wenningstedter Dünen ist Stammlokal, weil man mit den Gastgebern Ina und Dirk auch schon ihre Hochzeit gefeiert hat. Die „Bam-Bus Bar“ und das „Café Wien“ liebe ich ohne Ende, weil man da einfach sowas von zur Familie gehört. So wird man von jedem Einheimischen einen anderen Ersatz-Zuhause-Gastro-Kanon serviert bekommen. Und selten ist was Neues dabei. Aber Obacht, 2024 und 2025 kam so viel Frisches und Inspirierendes dazu, dass meine Lieblingslokal-Charts dann doch erweitert werden mussten: Um das „Roots“ von Anja und Dietmar Priewe (weil sie toll sind!) und den Kaffeespot von Jarla Harder in Westerlands Mitte, weil der Kaffee sensationell ist, vor allem aber, weil ich die wunderbare Gastgeberin schon als Baby auf dem Arm hatte.

Viel Freude beim Genießen wünscht

Imke Wein
Beleuchtetes Restaurant „Twisters“ in den Dünen bei Sonnenuntergang.
© Twisters Sylt
  • Auch so eine Bude mit Zuhause-Feeling: Das „Twisters" in den Wenningstedter Dünen.

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Sauerteigbrot mit Lachs, Spinat und Avocado auf einem Holzbrett präsentiert.
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