Ihr seid in der Vorbereitung des „Island Food Festivals“ (IFF) nicht nur superprofessionell, sondern auch superschnell. Das Magazin zum IFF war schon im Juni auf der Insel…
Holger Bodendorf: Ja, wir werden jedes Jahr besser. Durch die tollen Bilder und Texte erschließt sich der Zauber des Ereignisses noch mehr. Und die Vorfreude steigt. Man kann das Magazin in den Häusern bekommen oder auch auf www.island-food-festival.de online lesen. Nebenbei bemerkt: Tickets buchen kann man dort natürlich auch…
Bei der Organisation des Ganzen gibt’s unzählige Aspekte zu berücksichtigen. Nicht nur die Marketing-Moves sind gut vorzubereiten. Das IFF hat sehr namhaften Sponsoren gewinnen können, was gut ist für die wirtschaftliche Basis. Vor allem aber sind Eure Gastköche und Winzer die allererste Liga. Das alles auf die Beine zu stellen, ist zeitaufwändig ohne Ende. Wie passt das in das ohnehin wilde Sommer-Business eines Sternekochs?
Holger Bodendorf: Mir macht das Netzwerken und Organisieren total viel Freude, das geht mir leicht von der Hand. Und wir sind als Sylter IFF-Gastgeber ein tolles, komplementäres Team. Jeder bringt seine Qualitäten mit ein, übernimmt wichtige Parts, stellt die Vermarktung für sein Haus auf ein Fundament und bei mir laufen dann noch ein paar Fäden zusammen. Eine Freude - wir sind jetzt schon dabei das IFF für 2026 zu konkretisieren.
Sie kochen seit 42 Jahren professionell. Andere Menschen in unserem Alter sprechen verdächtig häufig von „kürzertreten“ oder sogar von „aufhören“. Wie ist das bei Ihnen?
Holger Bodendorf: Meine Freude an der Arbeit ist ungebrochen. Bei uns im Restaurant steht Bodendorf drauf und dann ist auch Bodendorf drin. So einfach ist das. Ich liebe meine Arbeit. So sehr sogar, dass ich gerade den Vertrag fürs „Landhaus Stricker“ verlängert habe.
Chapeau. Wenn ich Sie heute schon an Ihrem Schreibtisch vom Arbeiten abhalte, erlauben Sie mir bitte doch drei Fragen zur Sylter Gastronomie im großen Ganzen: Welche Wahrnehmung dominiert, wenn Sie auf unsere aktuelle kulinarische Landkarte schauen?
Holger Bodendorf: Ich weiß gar nicht genau, von wie vielen Betrieben wir aktuell sprechen. Auf jeden Fall sind es weit über 200 und ich bin begeistert von der Entwicklung. Junge Kollegen mit wirklich einzigartigen Konzepten haben sich getraut, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das ist eine große Bereicherung. Ich spreche von gastronomischen Kleinoden wie dem „Käseklub“ in Keitum, dem „Café Klapprad“ auf dem Wenningstedter Campingplatz oder der „Goldenen Möwe“ an der Westerländer Promenade. Ich habe auch ganz viel Respekt davor, wie Traditionshäuser wie das „Seenot“ frisch in die Zukunft geführt werden oder wie Jan Nissen-Hünding im „Samoa“ wirkt und wirbelt. Exzellente, zukunftsweisende Gastlichkeit mit jeweils einzigartiger Note - das tut Sylt gut.
Bemerken Sie eine Veränderungen im Gästeverhalten?
Holger Bodendorf: Bei uns ist es so, dass wir im Gourmet-Restaurant in diesem Sommer zum ersten Mal seit Jahren wieder mit Wartelisten arbeiten mussten. Ich glaube, Gäste möchten einfach ein unverwechselbares Genuss-Erlebnis. Ganz gleich, ob in einer Sterneküche oder eben in einer urigen, jungen Location. Das Besondere zählt.
Gibt es in Ihren Augen noch unbesetzte Gastro-Nischen auf Sylt?
Holger Bodendorf: Wir haben kein ausgewiesenes veganes oder vegetarisches Konzept. Neu und modern interpretierte türkische oder indische Küche könnten zum Beispiel auf Sylt sicher auch großartig funktionieren…