© Julia Petersen

Youksakka
Fun & Bow Company

Intuitives Bogenschießen

Einmal Kopf frei, bitte: Peter Behrhorst nimmt dich mit auf eine achtsame Reise zu mehr Bewusstsein.

Mann in Zelt mit Bögen an der Wand
© Julia Petersen

Ankommen, durchatmen, loslassen.  Drei Worte, die so viel beinhalten, so viel sagen und dabei ganz ruhig sind. Hier, auf dem Bogenschießplatz zwischen Tinnum und Keitum, ist einer dieser besonderen Orte auf Sylt, der sich genau damit beschäftigt. Doch vollkommen ungezwungen, ohne viel Tamtam. 

Dafür sorgen Peter Behrhorst und seine Frau Christine mit ihrem Sein und ihrem Vorhaben, der Youksakka Fun & Bow Company von März bis Oktober und ab sofort sogar das gesamte Jahr über. Daran haben sie in den vergangenen Monaten gearbeitet, mit ihrer Kreativität und dem handwerklichen Können. Zwei wesentliche Bestandteile des außergewöhnlichen Geschäftsmodells auf Sylt. Ein echtes insulares Monopol. Sich als solches zu bezeichnen, würde der Familie Behrhorst vermutlich nie in den Sinn kommen. Auf dieser besonderen Fläche, umgeben von Sporthalle, Fußballplatz und Wiesenidylle geht es um mehr und doch viel weniger. Achtsamkeit und Bewusstsein sind zwei der Schlüsselworte, die in Peters heutigem Schnupperkurs immer wieder fallen. Behutsam und kraftvoll, im Einklang mit dem großen Ganzen. „Es ist wichtig, dass ihr euch auf euren Atem konzentriert. Atmet über die Lunge, hinein ins Zwerchfell und den Bauch. Das gibt euch Halt und Ruhe“, erklärt der erfahrene Bogenbauer seinen heutigen drei Schülerinnen. 

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Wenn ich einen Bogen baue, spricht das Holz zu mir.

Zurück zum Urspung. Zurück zur Natur. Zurück zum Göttlichen. 

Mann demonstriert Bogenschießen vor Zuschauerin
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Mit Leidenschaft, Gefühl und viel Wissen führt er jede einzelne Teilnehmerin in die Kunst und Kultur des Bogenschießens ein. Auf die Manau-Bögen ist er spezialisiert, das Holz dafür bezieht er aus Sumatra, Indonesien. Doch die Eiben-Bögen sind seine Lieblinge. Sie sind für ihn das mystische Material, die Vermittler aus der lebenden und der toten Welt. Hinzu kommen Nussbaum aus Amerika sowie Eschen, Ulmen und Akazien aus Europa. Dass er auch für Filmsets und bekannte Stars wie Jürgen Vogel oder Russel Crow Bogen baute, erwähnt er nur auf Nachfrage. Jedes gesprochene Wort von Peter hat eine Bedeutung, eine Sinnhaftigkeit. Schnell wird klar, welche Magie hinter dieser uralten Tradition steckt. 

„Es gibt drei grundsätzliche Beweggründe für das Bogenschießen: die Ernährung, zum Töten beziehungsweise für den Wohlstand und für die Rückkehr zu sich selbst“, veranschaulicht der dreifache Familienvater und selbsternannte Pazifist. Letzteres, also die Rückkehr zum eigenen Kern, bezieht sich auf das heutige intuitive Bogenschießen. Es geht darum im Moment zu sein, sich mit sich selbst, der Natur und dem Göttlichen zu verbinden und bewusst das Unterbewusstsein zu trainieren (95% der Zeit agieren wir über das Unterbewusstsein!). Ein essenzieller Gamechanger in unserer schnelllebigen Welt, beinflusst von Wifi, Bluetooth und den unendlichen Möglichkeiten. Wir Menschen sind nahezu permanent umgeben von der süßen und facettenreichen Ablenkung, das Monkeymind genießt die Führung und jeden Raum, den es kriegen kann. Die Konzentration wird zur Leidtragenden. Alles ist möglich, fast rund um die Uhr. Das Innehalten wird zum luxuriösen Gut der Moderne. Anders als in der Steinzeit, als die Natur den Rhythmus des Lebens bestimmte, lassen wir uns nicht selten von digitalen Terminkalendern durch das Leben leiten. Verständlicherweise, denn unsere Themen haben sich in den vergangenen 2,5 Millionen Jahren durchaus verändert. Umso wertvoller sind solche Orte, wie Peter Berhorst ihn vor mehr als zwanzig Jahren erschuf.   

Familiensache

Stroh-Zielscheiben in Werkstatt mit Holzbögen
© Julia Petersen

Dazu inspirierte ihn ursprünglich sein Vater. Dieser war ebenfalls passionierter Bogenbauer und lieferte ihm auch die Idee zur Youksakka Fun & Bow Company mitsamt Onlineshop. Ein Pionier seiner Zeit, wenn man überlegt, dass Peter zum Zeitpunkt des Einfalls noch zur Schule ging und das Internet neu, ja schließlich revolutionär für diese Welt war. Und wie entstand der Name? „Youksakka ist eine Göttin der Samen. Sie steht für Wohlstand, Ernährung und eine gute Jagd. Ein Freund meines Vaters, ein Archäologe, fand das Symbol des heutigen Logos auf einer schamanischen Trommel“, so Peter. 
Doch wie kam der gebürtige Hesse von Hanau auf die Nordseeinsel Sylt? „Ich wollte ursprünglich Sternekoch werden, deswegen zog es mich 1999 hierher.“ Nach einigen Jahren in der Gastronomie, von Stationen in der Osteria bis zum Strandhörn, ging es für den passionierten Surfer an den Strand. Es folgten einige Saisons als Rettungsschwimmer, der Job gefiel ihm wirklich sehr gut, doch so richtig erfüllt war er perspektivisch davon nicht. Er reflektierte und ging in sich. „Entweder gehe ich nach Australien und mache den Job nochmal auf einem anderen Level oder ich starte mein Bogenprojekt“, lautete das Fazit. Sein Onkel hatte sich in der alten Heimat rund um den Bogen bereits ein erfolgreiches Standbein aufgebaut, so fiel Peter die Entscheidung nicht weiter schwer. Der Rest ist Geschichte, Familiensache (sogar sein Cousin ist mit an Bord) und eine absolute Bereicherung für die Insel. 

Über bewusste Kommunikation in die Verbindung gehen

Mann mit Kappe in Werkstatt mit Bogenzubehör
© Julia Petersen

„Unser Bogenschießen ist generationsübergreifend ab sechs Jahren. Quasi für alle, die Lust haben. Auch ohne Talent.“, das liegt den Berhorsts am Herzen. Hier muss niemand etwas können oder beweisen. Es geht vielmehr um die Intuition und das Loslassen. Etwas, das vielen Teilnehmer:innen schwer fällt. „Den Bogen auseinander zu ziehen und dann entsprechend loszulassen und die Energie zu fühlen, das kostet manche Überwindung. Doch es ist auch schön zu beobachten, dass sich in diesen Momenten des Loslassens Blockaden lösen können. Teenager erstrahlen in Stolz, wenn sie etwas Treffen, Frauen kommen zurück in ihre Kraft und auch Männer lernen sich bei den Bogenbauworkshops ganz neu kennen“, gibt Christine Einblicke in die wertvolle Arbeit. „Unser Ziel ist, dass jedes Sylter Kind mindestens einmal hier gewesen ist. Deswegen haben wir kürzlich mit einer Grundschule eine Kooperation gestartet, die natürlich wachsen darf. Auch für Firmen und Teams bieten wir entsprechende Kurse und Events an“, so Christine. Sie kommt ursprünglich auch aus Hessen, fasste vor 12 Jahren auf Sylt Fuß und kümmert sich bei Youksakka um das Administrative und das Marketing. Eine perfekte Symbiose, die über die Jahre wachsen und gedeihen durfte.

Mittlerweile sind die drei Frauen nach Peters Einweisung von der Beginner-Übungswiese zum großen Feld übergegangen. Neben ihnen stehen unter anderem zwei Kids, Max und Anton. Beide haben schon ganz schön was drauf, haben die Abläufe gefühlvoll verinnerlicht und warten jedes Mal geduldig, bis alle fertig mit dem Schießen sind, um sich dann gemeinsam die Pfeile zu holen. Das sind die Regeln. Aufeinander Acht geben und warten. Derweil richtet Peter sich an die Frauen: „Nicht nachdenken, einfach genießen.“

Text: Julia Petersen

Du hast Lust bekommen in das Intuitive Bogenschießen reinzuschnuppern oder sogar deinen eigenen Bogen zu bauen? Das Youksakka-Team bietet dir verschiedene Kurse an die du hier entdecken kannst: