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good old buoy

Upcycling mit Lichtblick

Jede ein Unikat: Handgefertigte Lampen aus gestrandeten Bojen des Labels “good old buoy” erleuchten die Insel. 

Text: Julia Petersen

Ein bunter Haufen Bojen thront eng aneinander gekuschelt vor der Tinnumer Werkstatt. Manche von ihnen liegen dicht an dicht, andere wiederum hängen an ihrem Tau und schwanken gemütlich im Wind. Jede von ihnen erzählt ihre eigene Geschichte. Vielleicht davon, wie sie munter über die Meere schipperte oder hindurchtauchte, von den Häfen dieser Welt, den Stürmen und tosenden Wellen. Und davon, wie sie am Sylter Flutsaum strandete und ihre Karriere beendete. Nichtsahnend, dass sie bald einen neuen Weg einschlagen und ihre Existenz eine vollkommen neue Bedeutung bekommen würde. 

Von Bremen ans Meer

Dafür sorgt Dirk Behrens. Der Mann mit dem Durch- und Lichtblick, sehr vielen Talenten und einer kreativen Affinität für Design. Vor rund zwei Jahren zog es den Bremer gemeinsam mit seiner Partnerin Tessa in den hohen Norden nach Sylt. Die Sehnsucht nach Meer wurde größer und der Werder See in dieser Hinsicht einfach nicht mehr ausreichend. Seither durfte die Verbundenheit zur Nordsee und auch eine der vielen Ideen, die das Paar kontinuierlich entwickelt endlich heranreifen. Mit seinem Label „good old buoy“ bringt der studierte Produktdesigner die Insel seit Dezember 2024 wortwörtlich zum Leuchten. Aus gestrandeten, aussortierten und übrigen Bojen kreiert Dirk kunstvolle Lichter. Upcycling der besonderen Art. 

Erste Schritte, große Wirkung

Was im letzten Jahr im Concept Store bei Coco & James startete, nimmt nun richtig Fahrt auf. In den vergangenen Monaten brachten seine Lampen den Westerländer Rathauspark zum Leuchten, nun werden diese Exemplare mit weiteren Modellen im LEBENSWERT-Zelt auf dem Windsurf World Cup zu sehen und kaufen sein. 

Ich geniesse es in der Werkstatt zu sein und mir neues auszudenken!

Sammlerstücke mit Seele

„Die Idee dazu hatte ich schon vor acht Jahren, vor fünf Jahren habe ich mir die Marke dazu ausgedacht. Als es uns nach Sylt zog, wusste ich, ‚jetzt ist der Moment‘“, blickt der begeisterte Radfahrer zurück. Der Einfall, aus den gestrandeten Bojen, die in den meisten Fällen im Müll landen, etwas zu kreieren, das gut aussieht und auch noch einen Nutzen hat, kam ihm auf einer seiner Reisen nach Ibiza. À la „was macht man denn damit“ entstand so das erste Exemplar. Mittlerweile umfasst seine Sammlung Funde aus Dänemark, Marokko, Spanien, Italien und Norwegen. Auch auf Märkten landet er immer mal wieder einen Glücksgriff. 

Kunstwerke für drinnen und draußen

Derzeit kreiert der Designer seine ersten Serien und mit sechs Exemplaren von jenen Modellen echte Sammlerstücke. Von kleinen Nachttischlampen bis hin zu üppigen Outdoor-Modellen für den Garten entstehen mit viel Gefühl und Perfektion Unikate, die ihre Geschichten erzählen. „Es muss alles perfekt sein, nichts darf schief sein“, erklärt der Macher, der schon immer ein Faible fürs Licht, das Handwerk und Heimwerkern hatte. Dafür sorgte ursprünglich sein Papa, der ihm viel beibrachte. Es folgten weitere Projekte, sowohl privat als auch beruflich, bei denen er sich ausleben konnte. Vom selbst ausgebauten Bus über das eigene Café mit SUP-Station in Bremen bis hin zum veganen Imbiss-Wagen – langweilig wird es auch auf Sylt nicht. Neben seiner Tätigkeit als Grafik- und Lampen-Designer ist Dirk bei Café Lund in Hörnum als Hausmeister tätig. Klingt nach dem perfekten und zudem köstlichen Mix für einen Tausendsassa.

Lichtkunst mit Feinschliff

Die Herstellung der Leuchten ist detailverliebt und aufwendig. Die vom Meer gezeichneten Bojen werden zunächst geschrubbt und gereinigt. Dann heißt es: sägen, bohren, schleifen – alles in Handarbeit. „Ich mache das gerne von Hand, das Licht macht mich glücklich“, sagt er. Dass er sich nun in die kleine Werkstatt von Dirk Effler einmieten durfte, ist für ihn eine große Hilfe. Auf der kleinen Werkbank türmt sich das kreative Chaos. Als außenstehende Person kommt man vielleicht den inneren Impuls aufzuräumen. „Das würde nichts bringen, denn es würde in Nullkommanichts wieder so aussehen. Auch wenn es nicht den Anschein hat, weiß ich genau, wo alles liegt“, erklärt der Mann mit dem Hang zum Perfektionismus, zumindest, wenn es um seine Kunstwerke geht. Upcycling ist dabei kein Trend, sondern Haltung. Nachhaltigkeit gehört für ihn und auch seine Partnerin Partnerin zum Alltag: wenig fliegen, viel Fahrrad, möglichst bio. Jede Leuchte kostet ab etwa 250 Euro – und ist nicht nur ein Designobjekt, sondern ein Stück gelebte Verantwortung.

Sehen und kaufen kannst du die Lichter aktuell beim Windsurf World Cup und bei Coco & James. Auch bei Lund in Hörnum, im Surf House Sylt sowie bei der Seenot in Westerland hängen einige Exemplare zum Anschauen. Du möchtest deine eigene Boje zum Leuchten bringen? Dirk freut sich über deine Anfrage via E-Mail: dirk@db-designbuero.de