© Julia Petersen

Die Syltanne

Geduld wird belohnt: Vorhang auf für die erste Weihnachtsbaumplantage der Insel.

© Julia Petersen

Kennen Sie die Geschichte des Jöölbooms? Kurz zur Auffrischung: Auf der Insel Sylt war der einstige Baumbestand sehr gering, von Autozügen, moderner Infrastruktur und den heutzutage gängigen Kommunikationskanälen war um das Jahr 1800 noch keine Spur. Weihnachtsbäume zu dieser Zeit waren also schwer zu bekommen, auch die Beschaffung der Tannenbäume gestaltete sich damals als sehr kostspielig, demnach war jedes einzelne Exemplar eine echte Rarität. Und so mussten die auf Sylt Lebenden kreativ werden, um das Weihnachtsfest auf ihre Weise zu feiern und ihrem Brauchtum gerecht zu werden. Die Not machte erfinderisch und es entstand mit dem Jöölboom ein traditionelles Kultobjekt, das bis heute noch in den Wohnzimmern der Insel zu finden ist.
Als sich der Sylter Thomas Urmersbach vor einigen Jahren am 24. Dezember spontan auf die Suche nach einem Weihnachtsbaum machte, fand auch er eine Art Weihnachtsbaumnotstand vor. Gemeinsam mit seinem Sohn raste er quer über die Insel, klapperte und telefonierte alle möglichen Stationen ab. Dann kam die Rettung, Familie Müller in Westerland konnte glücklicherweise eine Tanne entbehren. Gestresst und erleichtert zugleich beschloss Thomas in jenem Moment: „Das passiert mir nicht nochmal, das mach ich in Zukunft selbst.“
Rund sieben Jahre später steht er nun hier zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite der Kampener Leuchtturm und mittendrin 2500 Sylter Tannen live und in saftig grüner Farbe.

Nachhaltige Sylter Weihnachtsbäume

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Als drei- und vierjährige Babybäume gepflanzt, sind aus ihnen nun komplett ohne chemische Nachhilfe stattliche Prachtexemplare gewachsen. Thomas Urmersbach hat sich dabei an den Ökorichtlinien orientiert und auf Nachhaltigkeit gesetzt. Die Sylter Luft, der nährstoffreiche Boden und das Klima scheinen ihnen gut zu bekommen. Bis auf organischen Dünger hat die Plantage von dem mittlerweile ausgebildeten „Weihnachtsbaumanbauer“ nichts weiter zugefüttert bekommen. Zwischendurch wurde ab und an vorsichtig am Rande und zwischen den Bäumen gemäht, ansonsten hat er den Prozess der Natur überlassen, ihr geduldig und aufmerksam vertraut. Tipps und Ratschläge bekam Thomas aus Büchern und voller Dankbarkeit von der Baumschule aus Appen, dort kaufte er 2015 die dreißig Zentimeter großen Minitannen.
„Im Sommer tobten hier die Schmetterlinge, die Kirsch- und Apfelbäume blühten, es ist ein wirklich schöner Ort, an dem ich gerne Zeit verbringe“, schwärmt Thomas von seinem halben Hektar Land (ehemals Bauer Runkel), das er von der Gemeinde Wenningstedt-Braderup pachten darf und das ähnlich wie der Weihnachtsbaum am einstigen 24. Dezember schwer zu finden war.

Ab dem 9. Dezember erhältlich

Seine Suche, die Arbeit und Geduld werden nun in diesem Dezember belohnt. Mit der Eröffnung der ersten Sylter Tannenplantage sorgt der Familienvater nicht nur für eine Premiere in der Sylter Weihnachtsgeschichte, sondern auch für einen überzeugenden Mehrwert in Sachen Umweltschutz. „Ein halber Hektar Weihnachtsbaumkultur bindet in zehn Jahren 72,5 Tonnen Kohlendioxid, 150 Tonnen Staubpartikel und sorgt für 50 Tonnen Sauerstoff.“

Vom 09.12 bis zum 23.12.22, von 11 bis 16 Uhr (Mo. & Di. ist Ruhetag) können die Sylter Nordmanntannen im Norderweg in Wennigstedt/Braderup (Einfahrt gegenüber Norddörferschule) eigenständig gesägt werden oder auch bereits gesägte gekauft werden. Wer sich nicht binden möchte, kann zudem kleine dänische Weihnachtsbäume im Topf mieten aber natürlich auch kaufen. An den Stellen, an denen gesägt wird, werden neue Bäume gepflanzt, sodass die Plantage stetig wächst und erhalten bleibt. Wichtiger Tipp für alle Besucher*innen vom Chef persönlich: Den schicken Zwirn zuhause lassen und am besten wetterfeste Kleidung anziehen! Weitere Infos auf https://syltanne.de.

Text: Julia Petersen

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