© Finn Anjes Edling

Natürlich Sylt

Perspektivwechsel

Wasser ist für sein Leben und seine Fotos elementar. Der Fotograf Finn Anjes Edling zeigt seine Heimatinsel gerne aus einem erfrischend anderen Blickwinkel.

© Finn Anjes Edling

Seinen Neoprenanzug hat er gegen einen sandfarbenen Hoodie und Jeans ausgetauscht, die noch nassen Haare stecken unter einer Cap und die Beine in Sneaker, die er lang von sich streckt. Auch außerhalb des Wassers verkörpert Finn Anjes Edling den lässigen Surfer-Style, den er mit seinen Fotos gerne in die Welt hinausträgt. »Emotionen kommen am besten im oder vom Wasser aus rüber«, erklärt er, lässt aber zunächst offen, ob er damit seine eigenen oder die der anderen meint. Vermutlich beide, denn mit Surfbrett und Kamera ist er offen für beide Seiten. Aufgewachsen in List und an den Stränden der Westküste ist er dem Wellenreiten seit frühester Kindheit verfallen, zur Fotografie ist er erst später und eher zufällig gekommen. Ein Kumpel drückte ihm als Teenager eine Kamera in die Hand und betätigte damit den Auslöser für eine perfekte Symbiose zweier Leidenschaften auf dem Wasser. Das Auge fürs Detail, das Gespür für Ästhetik und das Gefühl für die Komposition eines Bildes waren von Anfang an da, handwerkliche Basics und technische Finessen brachte er sich selbst mit Hilfe unzähliger YouTube-Videos bei. Ein Autodidakt, der nie eine Surfschule besuchte und sich so lange mit GrafikDesign-Programmen beschäftigte, bis er sein Logo selbst entwerfen konnte. »Ich mag es, mich reinzufummeln«, sagt Finn lapidar und erzählt von ISO-Werten an Land und Verschlusszeiten im Wasser.

© Finn Anjes Edling

Speziell bei der Wassersportfotografie ist es natürlich von Vorteil, die Bewegungen aus eigener Erfahrung zu kennen. »Wenn ich Surfer fotografiere, kann ich deren Körperhaltung einschätzen, bevor die Welle kommt.« Bei aller Erfahrung – ungeschützt geht Finn nicht ins Wasser: Seine Kamera, eine Canon 5 DM3, trägt ein Unterwassergehäuse und er selbst einen Helm. »Ich bin so nah dran, dass so mancher Sprung über mich hinweg geht. Und eine Finne an den Kopf kriegen ist nicht lustig«. Am liebsten geht er sowieso mit Leuten ins Wasser, die er kennt und von denen er weiß, dass sie Turns fahren und ausweichen können, wenn es eng wird. Und wie sieht es mit seinen Ausweichmanövern aus? Der Insel irgendwann den Rücken kehren, wenn es ihm zu eng wird? Für ihn undenkbar. »Seit 29 Jahren kenne ich die Insel und vieles hat sich verändert, einiges auch zum Nachteil. Aber einfach die Hosenbeine hochkrempeln und die Beine ins Wasser halten zu können, entschädigt für alles.« Ein Verdacht kommt auf: ist die Fotografie vielleicht nur der Vorwand eines passionierten Surfers, sich möglichst oft im Wasser aufhalten zu können. »Ich liebe das Surfen, diese Kombination aus Kraft und Lässigkeit. Aber ganz ehrlich: Ich freue mich eher über gute Fotos als über die eigene gute Welle«, sagt Finn und setzt dabei ein möglichst unschuldiges Grinsen auf. Zur Bestärkung erzählt er von unverdächtigen Projekten auf der Ostseite: »Ich würde gerne mal das Munkmarsch Riff unter Wasser fotografieren.« Seine Lieblingsspots, sowohl zum Wellenreiten als auch zum Fotografieren, sind alle Strandabschnitte in Westerland, die er binnen zehn Minuten mit dem Fahrrad erreichen kann. »Auf Sylt sind Wellen nicht vorhersehbar, deshalb ist es wichtig, spontan reagieren zu können«. Alles stehen und liegen lässt er für »glassy« Wasser mit sauberen Wellen, dazu Temperaturen über zehn Grad, weiches Licht und entspannte Stimmung. Sein bevorzugtes Stilmittel ist dann der gezielte Einsatz des sogenannten Lens Flares. In der klassischen Fotografie werden diese Blendenflecke meistens versucht zu unterdrücken. Finn nutzt diesen Effekt ganz bewusst, um die Helligkeit einer Lichtquelle hervorzuheben – und um Emotionen rüberzubringen. Seine eigenen, die der anderen und die des Moments.

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